Informatik-Symposium,
Informationssysteme für die achtziger Jahre.
Wechselwirkungen zwischen Informationstechnologie,
Individuum, Arbeitswelt und Gesellschaft.
Univ.-Doz. Dipl.-Ing DDr. Werner Koenne
FORTSCHRITT IN DER INFORMATIONSVERARBEITUNG GLEICH GESELLSCHAFTLICHER
FORTSCHRITT?
Um die im Titel gestellte Frage zu beantworten, ist zunächst
zu untersuchen, in welcher Weise die Begriffe Informationsverarbeitung,
Gesellschaft und Fortschritt verstanden werden können. Die Analyse
der Begriffe zeigt, daß der Begriff "Fortschritt" ein relativ
junges Kind europäischer Denkgeschichte ist. Er hat seine Bedeutung
erst aus einer Säkularisation theologischer Aussagen gewonnen, aus
Gedanken der Aufklärung und aus Vorstellungen der
Naturwissenschaften und Technik bezogen. Für die junge Wissenschaft
der Informationsverarbeitung ist der Standort im Gefüge der
Wissenschaften ebenfalls noch nicht endgültig gefunden. Zur Zeit
spannt sich das Feld noch vor einer Naturwissenschaft, über eine
Technik bis zum Bereich einer Geisteswissenschaft. Je nach Deutung wird
daher das, was Fortschritt in der Informatik ist, verschieden zu
verstehen sein. Das Wort Gesellschaft letztlich meint eine Reihe sehr
verschiedenartiger Phänomene. Zentral für diese Mehrdeutigkeit
ist, daß soziale Beziehungen immer in einem bestimmten Sinn
gedeutete Beziehungen sind. Damit läßt sich aber der Ort, in
dem diese Frage zu beantworten ist, angeben. Die Reflexion der
Informatiker auf ihr eigenes Tun wird im Prozeß der
Selbstbestimmung der Informatik Einfluß auf den
Selbstbestimmungsprozeß der Gesellschaft haben. Eine bejahende
Antwort auf diese Frage wird daher von der Fähigkeit und dem Willen
der Informatiker abhängen, auf ihr Tun und auf die gesamte
Gesellschaft zu reflektieren.