Dieses Telekommunikationsprogramm von Künstlern soll - wie ähnliche Veranstaltungen in der Vergangenheit - Techniken für den individuellen, persönlichen Gebrauch von bestehenden Telekommunikationstechnologien entwickeln helfen. Es wird oft behauptet, daß moderne elektronische Systeme und Netzwerke für Privatpersonen verschlossen bleiben. Tatsächlich aber ist der Zugang zu ihnen relativ einfach, die wirklichen Probleme treten bei der Suche nach sinnvollen Anwendungsmöglichkeiten dieser Systeme auf. Man entdeckt sehr bald, daß die Technologie mit Ausnahme von elektronischen Spielen und dem Unterhaltungssektor für den "corporate user", also für Institutionen und Firmen entwickelt worden ist. Individuelle Nutzer sind von der Entwicklung neuer Technologien ausgeschlossen, weil sie keine präzisierbaren Bedürfnisse haben und deshalb ganz einfach angenommen wird, ihren Interessen sei durch Firmen gedient, die wiederum am Marketing von Nebenprodukten komplexen Technologien interessiert sind und daran, lieber bestehende Bedürfnisse zu stillen als bei der Entwicklung möglicher alternativen Richtungen elektronischer Technologien mitzuhelfen. Wenn es überhaupt eine Chance gibt, neue Techniken zu entwickeln, mit deren Hilfe private Nutzer sinnvollen Gebrauch von elektronischen Systemen machen können, um ihr Recht auf eine echte Partizipation an der Entwicklung dieser elektronischen Welt anzumelden, dann muß sie sehr bald ergriffen werden. Es ist wahrscheinlich schon jetzt zu spät, um die Richtung von Planung und Entwicklung noch zu ändern, aber wir können wenigstens versuchen, Wege zu entdecken, wie man menschliche Inhalte in die kommerziell/militärische Welt einfließen lassen kann, die in diesem elektronischen Raum schwebt.
Und hier liegt traditionellerweise die Stärke der Künstler - im Entdecken neuer Wege, Medien und Materialien zu verwenden, im Erfinden neuer und widersprüchlicher Bedeutung für bestehende Organisationen und Systeme und im Untergraben von sich selbst dienenden Machtstrukturen im Interesse fast aller. Künstler, die von elektronischer Telekommunikation Gebrauch machen, in einem elektronischen Raum einen menschlichen Sinn zu finden.
Die Welt in 24 Stunden
Dieses Projekt verbindet Künstler in aller Welt in einer Nonstopserie von Dialogen, die am 27. September um 12 Uhr mittags beginnen und am 28. September um 12 Uhr mittags (MEZ) enden. Während des 24-Stunden-Projektes werden 14 Künstler oder Gruppen rund um die Welt mit Linz, Oberösterreich, in Verbindung stehen. Jeder der teilnehmenden Orte wird von der Zentrale in Linz aus um 12 Uhr Lokalzeit kontaktiert werden (so ist z.B. 18 Uhr in Linz 12 Uhr mittag Lokalzeit in Toronto). Die Verbindung wird jeweils ungefähr eine Stunde lang aufrechterhalten werden. In dieser Zeit wird es einen Austausch von visuellem Material geben, und zwar via Telefon mit Hilfe von Slow-Scan-Television oder Telefaksimile-Sender-Empfänger-Geräten. Zusätzlich steht das 1.-P.-Sharp-Computer-Timesharing-Netzwerk für den Austausch von Computergraphik und / oder die Koordination der Projekte zur Verfügung. Teilnehmer außerhalb von Linz hatten die Möglichkeit, für ihren Beitrag jedes Telekommunikationsmedium zu wählen, vorausgesetzt es funktioniert via Telefon und ist in Linz zugänglich. Der gegenwärtige Entwicklungsstand läßt wohl nur die drei oben erwähnten und im folgenden beschriebenen Medien für den Gebrauch durch Künstler und andere Privatpersonen sinnvoll erscheinen.