Das neue Monodram der Diamanda Galas
Während sich die textliche Kontinuität auflöst,
wird die Geschichte hör- und sichtbar als ein vielschichtiger
Palimpsest von Stimmungen und Bedeutungen.
Peter Frank in FLASH ART INTERNATIONAL, Jänner/Februar 1986
Das vergangene Jahrzehnt hat eine Reihe vielseitig begabter Künstler hervorgebracht, die sich insbesondere der musikalischen Erneuerung widmen. Diese ihre Erneuerungen kommen sowohl aus der Vertrautheit der Künstler mit außermusikalischen Formen und Vorstellungen als auch aus ihrer Beschäftigung mit der Musik selbst. "Metamusiker" unterschiedlichster Herkunft und Ausdrucksweise wie Meredith Monk, Yoko Ono, Brian Eno und Laurie Anderson haben sich bei Anhängern populärer wie auch anspruchsvoller Musik einen festen Platz gesichert.
Diamanda Galas (deren Auftreten neueren Datums ist als das der vorhergenannten Künstler), ist in vielen der "traditionellen" Musikfächer ausgebildet, einschließlich Operngesang (dramatisch und belcanto), klassische Theorie und Aufführungspraxis und frühbarocke vokale Verzierungskunst. Sie hat auch einige Erfahrung mit Avantgarde Jazzimprovisation (damit wurde sie erstmalig in engerem Rahmen bekannt), elektronischer Musik und Performance im Kontext der visual art. Etwas von all diesen Disziplinen finden wir in Galas' Kunst, und doch ist ihre Arbeit nie ein Pasticcio. Sie verbindet Disziplinen, nicht um kluge eklektische Stilisierung zu erzielen, sondern um eine visionäre Intensität zu erreichen, die den Themen entspricht, von denen sie sich gefordert fühlt.