Werke der Performancekunst können bezüglich ihrer
Wirkung auf die Zuhörer in drei Kategorien eingeteilt werden, sie
wirken: Evokativ, INvokativ und PROvokativ. Evokative Performances
erinnern an, bzw. stellen Ereignisse und Situationen dar, die
außerhalb der eigentlichen Situation der Performance liegen. Das
traditionelle Erzähldrama fällt unter diese Rubrik, wie auch
jede andere Darstellung - wie radikal sie auch formulieren möge -,
die auf irgendeine Weise andere Umstände als die der eigentlichen
Aufführung verspielt. Invokative Performances folgen oder basieren
auf mehr oder weniger traditionellen Handlungsmustern. Sie sind
eigentlich zeremonielle Rituale, die überirdische Mächte
beschwören. Wenige Theater- oder andere Aufführungen wenden
sich heutzutage tatsächlich an irgendeine Gottheit oder versetzen
einen in die Stimmung über allgemein geistliche Dinge zu meditieren,
wie das ein katholisches Hochamt oder der Singsang eines buddhistischen
Mönches vermag; aber die Ersatzzeremonien eines
Orgien-Mysterien-Theaters von Hermann Nitsch zum Beispiel oder der
Aufschub der zeitlichen Apperzeption, wie er in La Monte Youngs Musik
verwirklicht ist, erreichen die gleiche Überhöhung und in der
Folge ein Gefühl der Gottesanrufung. Provokative Performances sind
Spektakel, die höchstens zufällig assoziativ oder ritualisiert
sind. Spektakel rufen einfache, ja kindliche Gemütserregungen hervor
- Freude, Aufregung, Erstaunen, Furcht-, die in erwachsene Gefühle
(Ehrfurcht, Patriotismus, Nostalgie, ästhetische Befriedigung)
umgesetzt werden können (was aber nicht unbedingt geschieht). Ein
Feuerwerk oder eine Musikkapelle bei einem Umzug können solch eine
einfache Provokation darstellen.
"AE Bla Bla Bla", diese vielteilige Produktion der
Arleen Schloss, ist eine PROvokative Aufführung. Sie wendet sich an
keine höhere Macht; sie erinnert an keine andere Geschichte.
Verschiedene Zuseher und Teilnehmer können assoziativ auf die
Aktivitäten, die den ganzen Tag hindurch stattfinden, reagieren.
Das Element des reinen Spiels, das schon immer ein wichtiger Bestandteil
in ihrer Arbeit war, ist nun vorrangig geworden. Einige der Abschnitte
von "AE Bla Bla Bla" regen die Zuseher an, selbst spielerisch
einzugreifen, während andere durch das geistreiche Spiel der Arleen
Schloss unterhalten.