Die optimale Anpassung der visuellen Darstellungstechnik an die kognitiven und sensorischen Fähigkeiten des Menschen ist seit Jahrzehnten wesentliches Anliegen in Kunst, Forschung und Industrie. Scott Fisher beschreibt einige Stationen in der Geschichte der Simulation von Realität, um in der Folge auf das VIEW-System einzugehen, das den Betrachter in eine interaktive "virtuelle" Umgebung versetzt. Die Anwendungsbereiche dieses Systems umfassen Telepräsenz/Fernmanipulation, kommerzielle Anwendungen in Medizin, Architektur, Unterhaltung und die Möglichkeit der Tele-Zusammenarbeit durch virtuelle Präsenz.
"Wir möchten Sie auf ein beachtliches neues Verfahren mit der Bezeichnung SENSORAMA hinweisen. Dabei wird versucht, den Betrachter mit denselben Reizen zu überfluten, die in der entsprechenden realen Situation auftreten. Der Stereo-Farbfilm ist voll Farben, Stereo-Ton, Wind und Vibrationen. Die jeweilige Szene wird mit beachtlicher Originaltreue dargestellt. Derzeit kommt dieses System der vollkommenen Wiedergabe der Realität näher als jedes andere von uns erlebte System."
Für die meisten Menschen ist die vollkommene Wiedergabe der Realität das stillschweigend vorausgesetzte, wenn nicht gar selbstverständliche Ziel jeder modernen Bildtechnologie. Der Beweis für ein "ideales" Bild liegt darin, daß man das Objekt von der Darstellung nicht mehr unterscheiden kann, daß also der Betrachter überzeugt ist, den Gegenstand selbst zu sehen. Diese Beurteilung basiert jedoch meistens nur auf der vordergründigen Bewertung der "leichten Erkennbarkeit", d.h. realistische Bilder sollten dem Dargestellten ähnlich sehen. Aber Ähnlichkeit ist nur ein Teil der Wirkung. Perkins faßt die gängigen Theorien über Realismus von Bildern wie folgt zusammen:
"Bilder informieren, indem Informationen im wesentlichen in derselben Form in Licht verpackt werden wie sonst durch reale Objekte und Szenen, und der Betrachter packt das Paket im wesentlichen in derselben Weise aus."
Bei den derzeitigen Medien ist der eigentliche Vorgang des "Auspackens" des Bildes der am meisten eingeschränkte Aspekt. Eine Grundlage der Bewertung des Bildrealismus sollte auch sein, wie wahrheitsgetreu das Präsentationsmedium die dynamische Wahrnehmung mehrerer Objekte in der Realität simulieren kann. Ein wirklich informatives Bild sollte nicht nur Ersatzobjekt mit Informationscharakter sein, sondern die physikalische Realität duplizieren, die bei der Konfrontation mit der realen Szene, die es darstellen soll, entsteht. Ein solches Bild würde über bloßen photographischen Realismus hinausgehen und den Betrachter in eine interaktive "Umwelt" versetzen, die mehrere Aspekte seines Sensoriums anspricht.