Im Zeitalter der Computerkunst macht die herkömmliche Trennung zwischen Kunst und Wissenschaft, zwischen Intuition und Rationalität wenig Sinn. Marvin Minsky definiert als gemeinsames Ziel von Wissenschaft und Kunst das Generieren neuer Arten der Darstellung, neuer Verstehensformen. Wichtig wäre vor allem die Erforschung dieser Prozesse (Verstehen, Kreativität), nicht zuletzt für die Weiterentwicklung im Bereich Artificial Intelligence, Robotik etc.
Was meinen Menschen, wenn sie sagen, daß manche Schlußfolgerungen logisch getroffen werden und andere intuitiv? Sind das wirklich unterschiedliche Denktypen? Mir scheint, daß die Unterschiede weniger bei den Denkarten an sich liegen, als bei dem Maß, in dem wir verstehen, wie sie ablaufen. Denn im allgemeinen sind wir uns der Dinge am wenigsten bewußt, die unser Verstand am besten beherrscht. Wir können normalerweise in allen Einzelheiten erklären, wie wir eine mathematische Aufgabe oder ein Verfahren durchführen; denn wir wissen bereits, wie wir dies durch deren einfachere Teile oder Beziehungen erklären können. Aber uns verschlägt es die Sprache, wenn man uns bittet, zu erklären, wie wir sprechen oder wie wir hören oder sehen. Diese alltäglichen Leistungen erfordern eindeutig eine ungeheuer komplizierte Gehirnmaschinerie - und doch laufen sie ohne jegliche Anstrengung für uns ab. Was läßt uns so komplexe Prozesse so einfach erscheinen?
Für den Computer-Programmierer scheint eine mögliche Antwort auf der Hand zu liegen: Bei den Fähigkeiten, die wir am häufigsten einsetzen und bei denen wir uns am stärksten auf unseren "gesunden Menschenverstand" verlassen, muß es sich gerade um diejenigen handeln, die wir in Prozeduren und Scripts umgewandelt oder vorkomplilert haben, die unbewußt ausgeführt werden. Nur wenn jene Systeme versagen, beginnen wir die speziellen Arten von Prozeduren und Gedächtnissystemen einzusetzen, die umfassen, was wir "Bewußtsein" nennen. So sind wir uns viel mehr der Prozesse bewußt, die nicht so gut funktionieren, als solcher, die normalerweise glatt ablaufen. Das heißt, wir können uns nicht unbedingt auf unser spontanes Urteil verlassen, welche der Dinge, die wir tun, einfach sind und welche eine komplexe Maschinerie erfordern.