DIREKTE FERNSEHDEMOKRATIE
Kabel oder Satellitenschüssel bringen das 3sat-Sendebild ins
Wohnzimmer des Zuschauers, der nur so zum Mitspieler wird.
Von Ponton installierte Bildtelefone stehen in ganz Europa; über sie
schalten sich Zuschauer live als Jury oder Kommentatoren ein.
In Mailboxen kommunizieren Computerbenutzer über Telefonleitungen,
durch sie kann sich der Zuschauer ins Spiel schriftlich einbringen.
DIE BÜHNEN
Die Aktionen finden auf verschiedenen Bühnen statt.
GEWINN = SENDEZEIT
Es wird pro Tag mehrere Kandidaten geben, die gegeneinander spielen. Im
komplexen Mitspielgefüge agiert der Kandidat nach subjektiven Regeln
des Spiels und der zugeschalteten Jury. Es wird nach Punkten gespielt.
Gewertet werden kann von 0 bis 6 Punkten pro Spielsituation und pro Jury.
Am Ende gewinnt derjenige, der die meisten Punkte hat. Der Hauptgewinn
ist frei verfügbare Sendezeit am nächsten Tag, die vor die
nächste Sendung gestellt wird. Die gewonnene Sendezeit variiert
zwischen 5 und 15 Minuten. Hier kann der Kandidat machen, was er
möchte und auch gegebenenfalls mit den technischen Mitteln des
Studios arbeiten. Der Verlierer wird in einen computeranimierten
Müllschlucker gebracht und beendet dort vorerst seine Teilnahme an
der Sendung.
DAS SPIEL MIT DEN IMAGINÄREN WELTEN
Die klassischen Ziele jedes Spieles sind Gewinnen, Verlieren und
Unterhalten. Darüber hinaus erleben die Beteiligten im Hotel
Pompino Situationen des Alltags in imaginären Spiel- und
Bildwelten neu. Daher auch der Aspekt der subjektiven Spielbewertung.
NEUE ELOQUENZ IM ÖFFENTLICHEN RAUM
VAN GOGH TV will dem Zuschauer eine Plattform bieten, auf der
über die Wahl der Lieblingssendung hinausgehend in Spielsituationen
Platz ist für seinen authentischen und individuellen Ausdruck in
Bild und Ton.
In dieser Darbietung sieht VAN GOGH TV eine neue Volkskunst, die
durch die Medienöffentlichkeit ihren Wert als Kulturform aufs Neue
findet.
VAN GOGH TV sieht seine Hauptaufgabe darin, den Zuschauer aus
seiner Rolle als manipulierte Handelsware von Medien herauszuführen,
die zynisch kalkuliert Kunden bestimmt konfektionierter Informationen
suchen, um so bezahlte Werbung als Existenzgrundlage plazieren zu
können.
Die Medien funktionieren als Puffer einer Gesellschaftspolitik, die ihre
Aktivitäten und Taten nicht mehr verantwortet, sondern sie dem
Zuschauer aktuell, aber doch zu spät vorsetzt und ihn so als Alibi
benutzt, da er zwar alles gewußt aber doch nichts getan hat.
Fernsehen ist ein Mittel, die Bevölkerung zu steuern und zu
beeinflussen im Sinne der Dreieinigkeit Hypnose, Konsumzwang und
schlechtes Gewissen.
Der Moment der Erkenntnis der Sinnlosigkeit allen
Strebens ist der Moment, den Fernseher einzuschalten.
(Zitat B. Heidersberger).
HOTEL POMPINO
Die Kandidaten betreten die Arena und sind von da an Hotelgäste mit
dem besonderen Auftrag, die Zimmer zu durchlaufen, bzw. zu
durchreisen.
In Konkurrenz zueinander kämpfen sie um Punkte und Zeit. Ihre Reise
geht vom Keller durch die Etagen des Hotels bis unter das Dach.
Die Zimmerstruktur ist teils digital und teils real. Die Aufgaben sind
entsprechend der Raumstruktur verschieden geartet. Die Aufgaben sind
völlig frei und zufällig und von der Stimmung des
Hotelpersonals abhängig. Ein Beispiel ist der Schimpf-Raum, in dem
der am besten Schimpfende die meisten Punkte bekommen würde,
hätte nicht gerade die Jury ihren Pazifistentag und duldet Schimpf
und Schande nicht. Insofern ist jede Aufgabe auch eine individuelle
Anforderung an den Hotelgast, sich dem politischen, wirtschaftlichen und
gesellschaftlichen Klima des Hotels anzupassen, oder es geradezu
herauszufordern oder zu ändern.
Im Laufe des Spiels werden die Zuschauer das Personal kennen, lieben und
hassen lernen.
DIE JURY - DAS URTEIL
Nach jeder Spielsequenz vergibt die Jury im Studio, die ihre Meinung
direkt auf den Bildschirm äußern kann, die Punkte. Danach
folgt die Bildtelefonjury, und abschliessend die Publikumsbewertung.
Es wird schwer werden, die Reise durch die 44 Zimmer des Hotels
durchzuhalten.
ZUFALL, GLÜCK und KOCHKUNST
In diesem Raum, genauer gesagt auf dem Tisch wird alles veranstaltet, was
sinnlich und einfach erfahrbar ist oder vom Gast gemacht werden kann.
Hier muß der Gast auch im Detail den Anforderungen gerecht werden,
den so ein Zufallstisch mit sich bringt.
Im Hotel geht es zeitweilig drunter und drüber. Es kann sogar das
Licht ausfallen, aber das geschulte Fachpersonal garantiert eine
unterhaltsam Führung durch die 100 Minuten täglich.
Eine Woche lang wird aus dem Hotel berichtet, mittäglich wechselnden
Themen, um möglichst vielschichtig von der Sphäre dieses
speziellen Pompino Hotels zu erzählen. Selbstverständlich ist
auch die Dienstkleidung täglich zu ändern, und dem Thema
anzugleichen.
Das gleiche gilt für Innenausstattung des Hotels und für die
Kleidung der Gäste.
Kurzum: Der Gast wird verwöhnt, beschimpft, gefordert undgefeuert.
Im Hotel Pompino ist der Kunde König, Bauer, Bettelmann und
Superstar. Der Gast hat die Chance aufzusteigen, selbstverständlich
mit dem Aufzug, und kann auf seiner Zimmer-Reise im Höchstfall in
den Pompino-Himmel kommen.
Bis jetzt hat es zwar noch niemand geschafft, daher: Alles Linz
POMPINO WELT
Oben genanntes Spielkonzept basiert auf exterritorialen
Medienphilosophien.
Da ist Europa, da ist Linz, da ist das Hotel Pompino, das seine Eloquenz
europaweit ausstrahlt. Was so einfach klingt, hat aber ein
Hintertürchen (schon mal im Vorweg: Achtung in Zimmer). Durch
dieses gelangt man in die Pompino-Welt. Und nur in direkter Anbindung an
die Pompino-Welt sendet das Hotel Pompino. Genauer gesagt das Hotel
Pompino sendet aus und über die Pompino-Welt. Die Gäste haben
nun am direktesten die Chance, in diese Welt zu gelangen, indem sie die
Zimmer durchreisen und immer stärker in die Pompino-Sphäre
einbezogen werden. Für die Zuschauer ist es komplizierter und
erfordert mehr inneren Freiraum. Die Pompinos leiten die Gäste auf
ihrer Reise durch die Zimmer in die Pompino-Welt.
POMPINOS UND DIE NEUE TOURISTIK
Sie sind die Hotelführer, die Touristen, die Politiker, die
Psychologen, die Joker und haben somit ein breitgefächertes
Arbeitsfeld und einen großen intimen Bezug zu den Gästen.
Der Reiz, durch ein Spiel in eine neue Welt zu gelangen ist immens und
bei vielen anderen Spielen wird mit diesem Reiz spekuliert. Die
Pompino-Welt ist anders. Sie prägt und öffnet für alle
Zeiten und es wird für manchen schwer werden, zurück nach
Europa zu gelangen. Andererseits ist die überregionale
Zusammenarbeit auf arbeitstechnischer Ebene mit Europa einfacher und
interaktiv. Der Einfluß ist spürbar, abendländisch,
geschichtsträchtig und beabsichtigt.
EUROPA 1992
Aber in Rückkopplung auf die europäische Tradition der
Pompino-Weltbewohner kann Europa nur davon lernen und profitieren,
daß eine bisher kleine, elitäre Schar ihrer Bewohner zu neuen
Ufern aufgebrochen ist. Auf der Reise findet der Gast eine neue
Realität vor und wird mit seinen tradierten Verhaltensweisen
konfrontiert, indem er sich der Situation im Hotel neu anpassen
muß. Der Zeitbegriff wird verschoben. Wie bei jeder Urlaubsreise.
Soweit so gut. Nur im weiteren Verlauf des Spiels wird sich die
Integrität des Spielers ändern. Durch die Ritualität des
Spiels findet eine scheinbare Normalisierung statt und der Gasttaucht um
so wohlwollender in die neuen Sphären ein.
Jedes Zimmer wird zu einer neuen Erfahrung, Sichtweise und Erkenntnis.
Daher ist er auf dem Weg in die Pompino-Welt.
Wenn er / sie-sie / er sich am Ende nicht mehr fragt, was denn eigentlich
Pompinos sind, dann ist er / sie-sie/ er am Ziel und darf sagen:
"Ich war POMPINO" (Zitat Prof. M.Hentz).