Durch die Verwendung von Computern und Synthesizern in dieser Performance soll die Spaltung zwischen minimaler gestischer und darstellerischer Handlung und der massiven Steuerung des Erlebnisses, die durch den Klang und die Bilder angedeutet wird, übertrieben werden. Das Material - nicht der Künstler - trägt nun den Erlebnisreichtum dem Ziel entgegen. Wie die moderne Architektur liefert uns auch die Audiotechnik ein Mittel zur Schaffung einer kunstvollen Sammlung von transparenten Bildern, die in Raum und Zeit koexistieren. Wie die Architektur bewahrt sich auch die Audiotechnik einen Sinn für das Illusorische, indem sie Räume schafft, die unsere Empfindung für das Selbst verändern, ohne daß wir uns dessen bewußt werden. Die verfügbaren Steuerungen ermöglichen jedoch eine 'schmerzlose' sofortige Auflösung ohne intelligente Bomben. Wieder zermalmt die Abtrennung der Handlung vom Ergebnis den Widerstand.
Es liegt Ironie in dem Gegensatz zwischen der natürlichen Live-Stimme und der Synthesizerstimme. So wie die Stimme dem Körper weggenommen und als Wesen ohne körperliche Substanz, ohne Status oder Ort, ohne Gesichtspunkt, ohne die durch einen entblößten Hals gebotene fleischliche Verletzlichkeit, neu eingesetzt ist, wird sie als neues Wesen wiedergeboren. Vielleicht als Stimme des Gesetzes oder als Orakel, das aus dem Jenseits sprechen kann. Ein phantastisch falsches Vertrauen wird in uns geweckt durch diese Brustkorbresonanz ohne Brustkorb, diese Nasallaute ohne Nase, Verschlußlaute ohne Lippen oder Zunge, diesen Sänger von Liedern ohne Kehlen. Die Stimme, die der Maschine begegnet, erleidet die gleichen Dislokationen, wie sie an den Tierkörpern im Schlachthof verübt werden. Anders als bei der Zufallszerstörung durch den Tod auf der Straße wird ihnen das Wesentliche entnommen, sie werden verformt - in etwas anderes verwandelt. Hier haben wir Stimmen exzidiert, das Fett und die Knorpel der Bedeutung abgelöst, um die darunterliegenden harmonischen und rhythmischen Skelette freizulegen. Wir haben die künstliche Stimme von ihren Knochen filetiert und abgelöst, um sie erst recht in einer neuen Aufmachung wieder einzusetzen, sie als Gott, Dämon oder Geist auferstehen zu lassen. Wer sagt diese Dinge? Bin ich der einzige, der diese Stimmen hört?
"Wir traten in einen riesigen, niedrigen Raum und folgten einer Allee toter Schweine, die auf dem Rücken lagen, alle Viere in die Luft gestreckt. Am Fluchtpunkt angekommen, sahen wir eine Art menschlicher Hackmaschine, die die Schweine in marktgerechtes Schweinefleisch verwandelte. Ein Bohlentisch, zwei Männer zum Heben und Wenden und zwei zum Schwingen der Beile waren ihre Bestandteile. Eiserne Zahnräder hätten nicht regelmäßiger arbeiten können. Klatsch, fällt das Schwein auf den Tisch, zack, zack, zack, zack, zack, zack fallen die Beile, Alles ist vorbei. Kaum hat man's ausgesprochen, geht es schon wieder: klatsch, und dann zack, zack, zack, zack, zack, zack. Zum Bewundern ist keine Zeit. Geübte Griffe lassen alles, Schinken, Schultern, Rippen, Bauch und Filet sauber geviertelt an ihre Stellen fliegen, wo Helfer mit Loren und Drehtischen jedes Stück seiner Bestimmung zuführen - den Schinken nach Mexiko, die Lende nach Bordeaux. Fassungslos über die Schnelligkeit, zogen wir unsere Uhren und zählten fünfunddreißig Sekunden von dem Augenblick, wo ein Schwein den Tisch berührte, bis zur Ankunft des nächsten. Leider zählten wir nicht die Anzahl der erforderlichen Schläge."