Dann: neue Ungeheuer, zuckende Muskeln, schnappende
Verschlüsse,
grob geschmiedete stählerne T-Träger. Die Figuren sind zu
Rümpfen,
oft einzelnen Gliedmassen verkommen, werden bisweilen in Gruppen
von Halb-Intakten zusammengestellt, die an die Mechanik und an
die ausgezahnte Gestalt des universellen Zeitgenossen erinnern.
Das Angenehmste im Schrecken ist Whitings absolute Sparsamkeit
der Zeichensetzung: es wird jeder physiologische, anthropomorphe
Ausdruck des Materials nur einmal gezeigt: bereits bei der nächsten
Figur oder deren Fragmenten trifft man auf eine Ableitung: von der
Vor-Figur her ist die Identifikation noch da: man zwingt sich
gequält,
auch im letzten zuckenden Glied- und Körperrudiment noch einen
Menschen zu sehen; zwei Schritte weiter wird sich diese Identifikation
mit noch weniger Anlaß zufriedengeben müssen.
Am Ende verdichtet sich der danse macabre spastisch, stampfend, krumm kriechend, hängend, knallend zu dem Schrei, der einem Francis Bacon eine lebenslange Beschäftigung wert war, in dem aber Whiting - der jede Beziehung zu einer Tradition, Klassik, Richtung usw. zurückweist - allenfalls das Gelächter des technischen (und bereits wieder technik-löschenden) Weltgeistes erblickt. "Na hör mal, so kriechen doch alle, so strengen sie sich an, jeder an seinem Platz, zuckt ein bißchen mit seinen muscles, Musklä." Nach der Frage, was die Figuren oder ihre Stümpfe, angenommen, es gebe Seele, für eine Psychologie hätten, weiß er. "Ist doch klar. Sie strengen sich an. Ich zeige den ständigen Versuch, die Anstrengung, how they try.""
Dieser Text von Jürg Laederach ist ein Auszug aus dem Jim Whiting Katalog der Galerie Littmann, Basel.