Innerhalb der Videobewegung mag unsere Auswahl für diese Ausstellung etwas seltsam erscheinen. Wir zeigen oder beschreiben keine Werke außer solche, wo es um Audio/Video als elektronisches Signal geht, - also aus jenem gesegneten Stadium, da sich die Möglichkeit einer wechselseitigen Veränderung mittels elektronischer Geräte aufgetan hat. Wir lassen die essentiellen und wichtigen bildnerischen und konzeptuellen Einflüsse, die während dieses Zeitraums von der "Kunst als Lebensstil" ausgingen, außer acht, ebenso die sozialen Einflüsse und die Einflüsse des Galerien- und Kunstmarkts. Auch glauben wir, daß die wichtigsten Videokunstwerke systematisch bereits von anderen Kuratoren präsentiert wurden. Was uns dagegen, als Neuankömmlingen aus der "Alten Welt" wichtiger war, was uns geheimnisvoller und unerklärlicher erschien, war dieser undefinierbar amerikanische Innovations- und Erfindungsgeist. Uns ging es einfach darum.
In den 60er Jahren unterteilten wir die Künstler in Kopf und Handarbeiter. Wir stammten beide aus sozialistischen Gesellschaften und fühlten uns der Arbeiterklasse verbunden. Wir betrachteten die Welt immer noch als etwas Materielles, obwohl wir mit metaphysischem Material nämlich mit Zeit und Energie - zu tun hatten.
DIE TECHNOLOGIE
Das Wesentliche an der Ausstellung sind, abgesehen von den Geräten, die Bilder, sowohl Standbilder als auch bewegte Bilder. In unserer eigenen Arbeit sind wir bei einem technologischen Stadium angelangt, wo wir unsere Werke auf Laserdisk präsentieren. Seit dem Zeitpunkt, da wir eine über den Bar-Code vermittelte Verbindung zwischen Laserdisk und Druckseite erkannt hatten, wußten wir, daß dies für den Zweck der Ausstellung wunderbar geeignet sein würde. Trotz der plumpen Laserstifte zum Lesen der Bar-Codes und der auftretenden Zeitverzögerung, sind wir überzeugt, daß sich daraus eine perfekte Verbindung von Methode und Gegenstand ergibt.
DIE BÄNDER
Steina war immer eine eifrige Sammlerin von Videobändern. Schon sehr bald bemühte sie sich um den Austausch persönlicher Videobänder, eine Angewohnheit, die sie beibehalten hat. Die Notwendigkeit, einzigartige Entdeckungen miteinander zu teilen, führte die Leute beinahe zwangsweise zur Kommunikation - Videobriefe waren üblich, die "Wie man ..." und die "Schau, was ich mache" beinahe ein Genre. Oft waren wir die ersten Empfänger und heute verfügen wir über ein erstaunliches Sortiment an Bändern, welches den Kern dieser Ausstellung bildet.
Es gibt eine noch nie dagewesene Affinität zwischen elektronischem Sound und der Erzeugung von Bildern. Jede Generation von Künstlern tritt an mit einer verführerischen Idee zur Vereinigung des Akkustischen und des Visuellen und vice versa - in der Hoffnung, damit das Geheimnis der audio-visuellen Ästhetik ein für alle Mal zu lösen. Die Generation, die im Mittelpunkt unserer Ausstellung steht, ist der Sache etwas näher gekommen: selbst wenn das Geheimnis der Bildkomposition mit Tönen noch nie enträstelt worden ist, so war nun doch das Material, d.h. die Frequenzen, Spannungen und Geräte, mit denen das Material organisiert wurde, identisch. In unserem Fall verwendeten beispielsweise viele unserer Kollegen und Freunde für die Herstellung ihrer ersten Videobilder Audiooszillatoren aus Audiosynthesizern. Die ersten Videogeräte waren von der Architektur der Audiogeräte beeinflußt und ähnliches gilt für die erste Organisation von Bildern. Mit der Rückkopplung, über die alle diese Geräte serienmäßig verfügen, war der vorläufige Fachbegriff für die erzeugten Bilder etabliert. In unseren Gesprächen mit Peter Weibel stellte sich die Kontinuität zwischen Soundgeräten und Geräten zur Erzeugung von Bildern als grundlegend für unsere Ausstellungskonzeption heraus. Auch waren wir uns dessen bewußt, daß das große Gewicht der Kulturgeschichte von Sound und Musik die Balance der Ausstellung gefährden könnte. Sei's darum.
Woody Vasulka