Genetische Kunst als künstlerisches Äquivalent der Gentechnik will einerseits wie diese mit modernen technischen Mitteln Lebensprozesse simulieren, andererseits mit klassischen Mitteln die möglichen Folgewirkungen von solchen Simulationen und synthetischen Erzeugungen des Lebens kritisch bedenken. Genetische Kunst ist also:
1. EVOLUTIONÄRE KUNST:
künstliche Eingriffe in Wachstumsprozesse (Beschleunigung, Stoppen,
Verlangsamung, Veränderung) und deren Formveränderungen in
biologischem Material wie auch immateriell im Computer.
2. BIOGENETISCHE KUNST:
biologische Prozesse der Fortpflanzung und Vermehrung, von
Mikroorganismen wie Bakterien in Bildern zu niederen Lebewesen wie
Ameisen, ebenfalls sowohl materialiter wie rein digital.
3. GENTECHNISCHE KUNST:
Darstellung genmanipulierter Vorgänge und operativer Eingriffe bei
Lebensmitteln, Tieren und Menschen.
4. ALGORITHMISCHE KUNST:
das Leben der Sprache, deren Grammatik als ein Erzeuger-Formalismus
interpretiert werden kann, vergleichbar dem Algorithmus des Wachstums von
Pflanzen bzw. deren Informations-Codifizierung und die allgemeinen
Modellcharakter hat.
5. ROBOTIK:
dreidimensionale, mechanische Lebewesen aus harten Materialien, die
lebensähnliches Verhalten wie Suchmechanismen, Selbsterhaltung,
Reiz-Reaktionsbeziehungen etc. zeigen.
6. VIRTUELLE KREATUREN:
virtuelle, computersimulierte Lebenwesen, die ebenfalls
lebensähnliches Verhalten bzw. Lebensprozesse wie
Informationscodierung, Vermehrung und Aussterben freibrütender
Individuenmengen (Populationen) vorweisen.
7. KÜNSTLICHES LEBEN:
Maschinen-Konfigurationen und Programme, die sowohl immateriell
2-dimensional wie materiell 3-dimensional als lebewesenähnliche
Kreaturen mit dem Menschen interagieren.
Die genetische Kunst ist Erforschung des künstlichen Lebens wie dessen Kritik. Sie ist eine der wenigen Kunstformen der Gegenwart, die nicht rein kunstimmanent bleibt, sondern sich zentralen Punkten des Lebens nähert.