Neben der Expressivität der Arbeiten von Peter Kogler spielt in den letzten Jahren zunehmend die inhaltliche Signifikanz eine Rolle. Immer wichtiger wird auch die materielle Inszenierung, die Möglichkeit einer sinnlichen Raumerfahrung (Tapeten, Vorhänge, architektonische Trägerkonstruktionen). In der Konzentration auf die Motive des menschlichen Gehirns und der Ameise verweist Kogler auf strukturelle Analogien zwischen dem Ameisenstaat, dem menschlichen Gehirn und dem Computer (hoch entwickelte Kommunikation, Disziplin, Effektivität und Anpassung, testprogrammierte Aufgaberbereiche der einzelnen Teile des Systems, das nur als Gesamtheit existieren kann).
Die vor Jahren von Kogler eingescannte und immer wieder geklonte Ameise ist eine Königin der Gast-Ameisen (formicoxenus initidulus). Die Ameise wurde aber rein nach visuellen Kriterien ausgewählt, weder ihr Status noch ihre Gattung sind entscheidend. Durch Wiederholung & immer erneute Reproduktion seiner Module baut Kogler Strukturen, unzugängliche Labyrinthe, Stränge, Bänder, Linien oder regelmäßige Muster. Das menschliche Gehirn und das staatenbildende Insekt werden zu Symbolen einer Ordnung, in der das Einzelne / Individuelle einer strikt dem Interesse des Gesamtorganismus dienenden Ordnung unterworfen ist.
"In der vollkommenen Gesellschaft gibt es weder Gemütsbewegung noch Erbarmen. Kostbarer Raum kann nicht für jene verschwendet werden, die ihre Nützlichkeit überlebt haben." "Der geschlechtslose Arbeiter ist in jeder Gesellschaft die wahre Quelle der Freiheit."
"Vielleicht werden wir mit der Zeit so funktionell wie jene, die wir nachahmen. Wir werden Gesichter ohne Mienenspiel entwickeln: nur Augen und Mund, gerade genug, um den Rest des Körpers am Leben zu erhalten. Keine Muskeln, mit denen man lächeln oder finster blicken oder in irgendeiner Weise verraten könnte, was unter der Oberfläche lauerte."
"Der lebende Prototyp des Computers wurde von der Natur
entwickelt, lange bevor die Primatenfamilie das Gehirntier Mensch
hervorbrachte. Dieser Prototyp ist nicht mehr und nicht weniger als der
Terminhügel, einer der ersten Experimente in sozialer Ordnung.
(...)
Wir alle wissen natürlich, daß das Insekt,
verglichen mit dem Menschen, nichts von dem zeigt, was wir Intelligenz
nennen könnten. Aber warum sollten wir deswegen Stolz empfinden?
Ein Computer ist ein mit Hunderttausenden winziger Informationseinheiten
programmierter Mechanismus. Er arbeitet, indem er die
Informationseinheiten nach logischen Grundmustern ordnet, sichtet und in
immer neuen Kombinationen zusammenstellt. (...)
Ist eine reibungslos
funktionierende Gesellschaft nicht auch eine Form der Logik? Ich
behaupte, daß die Bewohner eines solchen Termitenhügels, wie
sie sich durch ihre verborgenen Gänge bewegen, hunderttausend
winzige Informationseinheiten, jede ein Teil des Ganzen, sich in seiner
Form unbestreitbarer Logik organisiert haben.