Die Besucher dieses Austellungsobjekts können eine computersimulierte Evolution in ihrem Entstehungsprozeß mitverfolgen. Die Besucher aber sind bei dieser Evolution nicht nur Beobachter: sie lösen die Evolution aus und steuern ihren Verlauf. Der Computer zeigt auf einem Bogen aus 16 Videobildschirmen eine Population von Bildern. Die Zuschauer entscheiden, welche Bilder überleben, indem sie vor jenen, die ihnen ästhetisch am interessantesten erscheinen, auf die davor befindlichen Sensoren treten. Nicht gewählte Bilder scheiden aus und werden durch die Nachkommen der überlebenden Bilder ersetzt. Die neuen Bilder sind, mit verschiedenen Variationen, Kopien und Kombinationen ihrer Elternteile. Es handelt sich hier um eine künstliche Evolution, bei der die Zuschauer selbst interaktiv die "Güte" der Bilder bestimmen, indem sie auf den jeweiligen Sensoren stehenbleiben. Mit dem Fortschreiten der Entwicklung bestimmen die Zuschauer dieser simulierten Evolution kollektiv den Weg zu vorher nie gesehenen Bilderpopulationen.
Diese Bilder können in Analogie zu biologischen Organismen gesetzt werden. Beide werden aus "genetischen" Beschreibungen erzeugt und beide unterliegen den Kräften der Evolution. Ein Organismus geht aus den codierten Befehlen seiner DNA hervor. Ähnlich werden die Bilder aus Befehlen in Form computercodierter mathematischer Gleichungen generiert. Der Computercode (oder DNA) ist der Genotyp, das daraus resultierende Bild (oder der Organismus) der Phänotyp.
Wenn eines oder mehrere dieser Bilder selektiert werden um zu überleben, reproduzieren sie sich durch das Kopieren und Kombinieren ihrer genetischen Beschreibungen, wobei es oft zu zufälligen Mutationen kommt. Die neuen genetischen Beschreibungen führen zu Bildernachkommen, die ihren Eltern zwar ähnlich sehen, oft jedoch signifikante Veränderungen aufweisen. Einige Mutationen können die Komplexität der genetischen Beschreibungen vergrößern und führen zu einer höheren visuellen Komplexität der daraus resultierenden Bilder. Mitunter ergeben sich komplexe Gleichungen, deren Ableitung oder auch nur Verständnis einem Menschen relativ schwer fiele.
Im Verlauf dieser Ausstellung speichert der Computer jene Bilder, die von den Zuschauern mehrfach ausgewählt wurden. Auf Wunsch kann der Computer diese früheren Favoriten wieder abrufen und ihre Entwicklung fortsetzen. So können die Besucher den evolutionären Prozeß an jenen Punkten starten, wo ihn die Besucher der vorhergehenden Tage abgebrochen hatten. Zudem können die besten Ergebnisse verschiedener Evolutionen kombiniert werden, um daraus neue Bildergeschlechter zu generieren. Dies ermöglicht die kollektive Evolution einer größeren Population von Bildern, zu der alle Besucher während der gesamten Dauer der Installation beitragen und die sie verbessern können.
Die Besucher können den Computer jederzeit auch neu starten und mit einer neuen Evolution ganz von vorne beginnen. In diesem Fall erzeugt der Computer eine Anfangspopulation von relativ einfachen Bildern aus kurzen, zufällig miteinander verbundenen genetischen Beschreibungen. Die Zuschauer entscheiden dann, welche sich reproduzieren werden, und die Evolution setzt ein.