Verkehrswege, elektronische Environments und Architektur - häufig als Relikt aus der Vergangenheit - definieren in hohem Maß die Identität von Städten. Der Einfluß digitaler Medien und virtueller Welten erfordert jedoch eine Neupositionierung der Architektur - und Städteplanung. Gsöllpointner gibt einen Überblick über Architektur und Architekturtheorie in ihrer Auseinandersetzung mit virtuellen Welten und spannt einen Bogen von Stadt- und Environment-Utopien, über die Entwicklung des High-Tech-Bauens bis hin zu dekonstruktivistischer Architektur.
Hier interessiert aber vielmehr die Frage nach der Widerspiegelung
der elektronischen Kultur in der zeitgenössischen Architektur der
sogenannten realen Wirklichkeit oder "Unvirtual Reality".
Architektur als Repräsentantin gesellschaftlicher und politischer
Strukturen kann heißen, Affirmation solcher Verhältnisse
darzustellen (etwa Vertreter der postmodernen Architektur, wie Michael
Graves als Disney World's signature architect mit dem Swan und dem
Dolphin Hotel; oder des Prinzen von Wales unsägliche
Architekturprogramme, die sehr realen Einfluß auf die
Arbeitssituation britischer Architekten haben). Solche Architektur nimmt
traditionelle Sprache ungebrochen und unhinterfragt auf und betoniert im
oft wahrsten Sinn des Wortes Historiengeplänkel mit
reaktionärer Gesinnung ein. Oder Architektur decouvriert und
dekonstruiert solche Produkte und ihre Voraussetzungen. Die
Fragmentierung, Infragestellung, Auflösung und das Herstellen neuer
Zusammenhänge von konstruierter und zufällig entstandener
Umgebung kann jedoch nur mit der Kenntnis urbaner und transglobaler
(elektronischer) Kommunikation einhergehen. Eine kritische Reflexion
gesellschaftlicher Realität kann nur mit der Vorstellung einer
experimentellen und visionären Alternative im Bereich der
Architektur und Städteplanung stattfinden, die Veränderungen
unserer Umwelt nicht nur voraussieht, sondern sie in künstlerischen
Entwürfen bereits impliziert.