Zelte
Das Zelt ist transparent, zerlegbar, beweglich und mobil. Es ist ein
Modul, das mit sich selbst kompatibel ist. Seine Dimensionen sind
variabel, und sein Wachstum abhängig von den Gegebenheiten und
Bedingungen seiner Umwelt. Von außen betrachtet kann es sowohl
Behälter als auch Skulptur sein. Betritt man es, wird es zu einem
Container, zu einem Projektionsraum oder zu einem Archiv (das
Verschiedenstes aufbewahren kann). Es reflektiert das nomadische
Verhalten eines Besuchers und die Vorläufigkeit seines Aufenthalts.
Die Haut des Zeltes ist lichtdurchlässig. Man ist für eine
Person, die sich au&stlig;erhalb des Zeltes befindet, als Schatten
sichtbar. Die einzige Lichtquelle innerhalb des Raumes ist eine
Projektion. Daher verändert sich die Beleuchtung unausgesetzt. Die
Strukturen sind also vorläufig, und der Raum befindet sich
tendenziell in einem Zustand dauernder Auflösung und Transformation
Regale
Über die Länge einer Seitenwand des Zeltes sind Regale
verspannt. Diese Regale sind leer. Es bleibt dem Besucher
überlassen, sie zu füllen, zu beleben, zu bestimmen. Diese
Regale sind directories, oder trajectories: Pfade und Wege, und auch
Hierarchien. Sie sind die materielle Entsprechung und Voraussetzung
für mögliche Archive. Ein Regal ist ein Gegenstand der
Alltagswelt, ein verschachteltes Gebilde, das aus einer beliebigen Anzahl
von Fächern und Unterteilungen besteht, ein Behälter des
Vergessens und der Erinnerung, der Privatheit, des nach au&stlig;en
verlegten menschlichen Gedächtnisses: in all seiner
Funktionalität ein sentimentales Objekt. Gleichzeitig ist es auch
ein Ding, das einem möglichen Wachstum ausgesetzt sein kann, seine
eigene Form erfindet und einen eigenen Raum im Raum, dessen Ab- und
Unterteilungen sich immer weiter verzweigen.
Projektionen
Das Regal, das in einem Raum leer bleibt, wird in einem anderen,
künstlichen Raum benützt. Das latente Potential des wirklichen
Raums, der sich durch den virtuellen Eingriff eines Betrachters
(Reflexion) hypothetisch verändert, wird in der Projektion virulent.
Das Licht, das von der Projektion abgegeben wird, ist nicht nur
Beleuchtung im materiellen Sinn, sondern macht auch Verschiebungen
wahrnehmbar. Der künstliche Raum (weil er variabler ist als der
wirkliche, und seine Parameter austauschbar sind) kann leichter sichtbar
werden als Projektion, die die Stabilität der realen Architektur
benützt, um dem eben Festgelegten zu widersprechen. Dieser
Schein-Raum ist ebenso leer wie sein wirkliches Gegenstück, trotzdem
bewahrt er Dinge auf, oder er vereinheitlicht sich zu einer bewegten
Skulptur, die unbegehbar, aber umso sichtbarer ist. Es ist unmöglich
zu entscheiden, welcher der beiden Räume zuerst existiert hat.
(Auszug aus dem Katalogtext)