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Hannes Leopoldseder, Franz Dobusch

Mit dem Kunstwort “Memesis”, in dem sich der von Richard Dawkins in Anlehnung an Gene geprägte Term Meme mit Genesis verzahnt, überschreibt das Ars Electronica Festival sein Generalthema 1996: “Die Zukunft der Evolution”. Zur Diskussion stehen Bedingungen, die vor allem mit der Etablierung der Daten- und telematischen Kommunikationsräume für unser kulturelles Selbstverständnis und damit unser Denken und Handeln bestimmend werden. Jegliche Orientierung, an der wir unser Leben bis heute auszurichten gewohnt waren, scheint in der Folge ihrer technologischen Mutation die Anlagen für ein Eigenleben entwickelt zu haben. Erstmals scheinen auch Beobachtungen uns nicht nur in die Lage zu versetzen, utopistische oder dystopische Entwürfe von einer durch Informations- und digitale Technologien geprägten Zukunft plausibel vorzutragen, sondern bereits heute faßbare – memetische – Bedingungen zu nominieren, unter denen sich die kulturelle Entwicklung vollzieht. Der wissenschaftliche, philosophische, künstlerische und politische Diskurs, den Experten aller Disziplinen im Rahmen des Festivals exemplarisch zu führen aufgerufen sind, steht unter dem Eindruck dieser neuen Erfahrungen durch Beobachtung. Nicht zuletzt ist der mit dem Versuch einer interdisziplinären wie kontroversen Diskussion des Themas im Netz in Gang gesetzte Diskurs für die Form des Diskurses selbst als in der Tat zukunftsweisend zu sehen. Die Ars Electronica 96 unternimmt es, Orientierungen für das Denken und Handeln einer heraufdämmernden neuen kulturellen Praxis ausfindig zu machen; in lokaler und globaler Vernetzung übt sie sich in ihrem memetischen Mandat für die anstehenden kulturellen Erbschaftverhandlungen.
Quelle: Rubra

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