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Jonty Harrison
Eines der Hauptkriterien in Pierre Schaeffers Definition des "Klangobjekts" ist, daß der Hörer durch einen Prozeß des "reduzierten Hörens" das Klangmaterial ausschließlich als Klang aufnehmen soll, ohne irgendeine Assoziation mit dessen physischen Ursprung mit anderen Worten: Was an einem aufgezeichneten Violinton von Bedeutung ist, ist der besondere Klang, seine Einzigartigkeit und nicht seine "Violinhaftigkeit". Trotz dieser Idealvorstellung wurde seit den 50er Jahren ein reiches Repertoire an Werken geschaffen, das genau auf jene Unschärfe abzielt, die entsteht, wenn die Erkennung und Kontextualisierung von Klangmaterial sich an stärker abstrahierten (und abstrakteren) Klangstrukturen reibt. Aber da ja auch diese Strukturen selbst wiederum organisch aus den in ihnen enthaltenen individuellen Klangobjekten erwachsen, wird Vieldeutigkeit erzeugt: Querverbindungen und multiple Bedeutungsebenen entstehen. Das Bekannte wird fremd und das Unbekannte vertraut, in einem Kontinuum aus Realität, Irrealität und Surrealität, in dem die Grenzen verschwimmen und nur die ständig erneuerten Definitionen konstant sind.
Verwendungsnachweis: Abdruck nur für Presse und nur mit Urhebervermerk honorarfrei!
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