GOLDENE NICA
PrayStation
Joshua Davis
"Praystation" von Joshua Davis ist eine Art Fernlern-Community, in der unübliche Wege der Flash-Programmierung spielerisch und intuitiv erforscht werden. Der Quellcode der Entwicklungen wird den Usern zugänglich gemacht.
1998/99 – PrayStation Version I NoFriendo und VideoGame destruction
Arbeiten aus diesen Jahren mussten vom Netz genommen werden und sind nur noch eine schwindende Erinnerung im Geiste derer, die sie erlebt haben. Bei allen Einreichungen ging es darum zu zeigen, welche Wirkung klassische und moderne Videospiele auf den Geist der Internet-Designer und -Künstler ausübten.
2000 – PrayStation version II Kalendergestützt
Das Ziel dieser Version von PrayStation war es, Design und Technologie in eine Sammlung von kleinen – fast täglich erscheinenden – Modulen zu formen. Die PrayStation des ersten Jahres lief im Oktober 1999 aus und war bereit, sich selbst neu zu erfinden und das laufende Modell des ersten Jahres beizubehalten. Die Jahrtausendwende stand damals unmittelbar vor der Tür, und der Gedanke, dasselbe Konzept ein zweites Jahr lang anzuwenden, passte mir nicht. Wenn es auch im ersten Jahr recht lohnend war, so bestand es doch nicht zu 100 Prozent aus Originalinhalten. Deshalb beschloss ich, das Konzept zu überdenken. Die Domain dämmerte fünf Monate lang vor sich hin – und ein neues Konzept tauchte auch nicht auf die Schnelle auf. Rückblickend könnte auch der Hype rund um das bevorstehende Jahr 2000 und den damit verbundenen Technologie- Blackouts die Entwickler veranlasst haben zu denken: „Und was dann?“ Was war eigentlich auf konzeptueller Ebene noch nicht geschehen? Deshalb hat PrayStation alle schweren, konzeptuellen Themen außer Betracht gelassen – in der Überzeugung, dass die alte Regel des „So einfach wie möglich“ die besten Ergebnisse bringen würde. Die Zeit verfliegt – was haben Sie letzte Woche gemacht? Als Erwachsene – die wir Familie haben, unsere Rechnungen zahlen und sparen müssen, an die Zukunft denken – wann haben wir Zeit, die einfachen Ereignisse eines jeden Tages aufzuzeichnen? Ich habe bemerkt, dass ich 80 Prozent meiner Zeit in persönlicher Introspektion und mit Überlegungen zum Bau von Modulen verbrachte. Experimente wurden auf den Server geladen, wobei jedem Ordner das laufende Datum zugeordnet wurde.
Willkommen zum PrayStation-Jahr II
Das Fundament dieser Version von PrayStation ist eine Kalender-Zeitleiste. Das ganze Jahr wird, eingeteilt in Drei-Monats-Abschnitte, am unteren Rand im Hauptnavigationsmenü angezeigt. Man kann die Zeitleiste verschieben, indem man auf die nächste Gruppe von Monaten klickt, die man zu sehen wünscht. Wie es sich für ein Entwicklerjournal gehört, werden fertige Projekte, Experimente oder allgemeine Gedanken an dem Tag gepostet, an dem sie abgeschlossen werden.
2001 – PrayStation Version III – XML-Spuren
Bei PrayStation ist es immer um die Bewegung der Zeit gegangen. Sie hat ein kalendarisches System zur Archivierung und Katalogisierung von Ereignissen, wie sie während eines einzelnen Jahres passieren, eingesetzt. Aber in den früheren Fassungen blieb der Inhalt immer ein einzelnes unberührtes Modul, das keinen Bezug nahm auf das, was vor seinem Archivierungsdatum passiert ist. Am 1. Mai installierten wir das neue Archivierungs-/ Datenvisualisierungssystem. Joshua Davis und Branden Hall haben Flash 5 und XML eingesetzt, um einen Visualisierungsbaum zu erstellen. Neue Einträge hinterlassen einen Rückstand oder eine Spur, wenn sie sich über die Zeit dahinbewegen. Neue Einträge können auf das Layout und/oder den Raum dessen zugreifen, was zuvor geschehen ist.
0 = derzeit nicht auf der Bühne 20 = eine Alpha-Transparenz von 20 % und das letzte sichtbare Objekt auf der Bühne 40 = eine Alpha-Transparenz von 40 % und das vorletzte sichtbare Objekt auf der Bühne 60 = eine Alpha-Transparenz von 60 % und das mittlere sichtbare Objekt auf der Bühne 80 = eine Alpha-Transparenz von 80 % und das zweite sichtbare Objekt auf der Bühne 100 = eine Alpha-Transparenz von 100 % und das oberste sichtbare Objekt auf der Bühne
Dies kann in Hinblick auf eine Untersuchung des Raums sogar auf eine interaktive Ebene abgebildet werden. Die Interaktion kann (und wird) auf mehreren Dimensionen untersucht werden – an bestimmten Tagen interagieren Maschinen mit jenen anderer Tage – und somit ein wenig mehr von diesem Puzzle zusammensetzen. Den Objekten ist auch ihre Position innerhalb des Baums bewusst – das Objekt vom 28. 4. etwa wird in mehreren Farben dargestellt, aber sobald es hinunterrutscht (also wenn man auf den 29. 4. klickt), lädt dieselbe Maschine eine andere Präsentation, bei der die Farbe weggenommen wird. Auf diese Weise „wissen“ Einträge, ob sie das „Spitzenobjekt“ sind oder nicht, und können dementsprechend reagieren. Die Leinwand des Künstlers ist niemals fertig – wir beobachten, wie sich Prozess und Form zwischen mehreren Dimensionen über die Zeit und durch Raum und Dimension entwickeln.
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