www.aec.at  
 
 
 

Back to:
vorherige Seite

Prix2001
Prix 1987 - 2007

 
 
Veranstalter:
ORF Oberösterreich
 


ANERKENNUNG
Signwave Auto-Illustrator
Adrian Ward


Obwohl sich Auto-Illustrator weitgehend wie eine traditionelle Grafikdesign-Software präsentiert, stellt es eine völlig neue Art des Umgangs mit Code als kreativer Erweiterung des Selbst dar. Die Routinen des Auto-Illustrator verkörpern die codierten Implementationen des kreativen Entscheidungsfindungsprozesses des Autors/Künstlers. Dies führt zu einer Verlagerung der künstlerischen Aktivität weg vom ursprünglichen Autor und – weil es ja eine Computerapplikation ist – in die Hände der ausführenden Person.

Diese Tatsache zieht zahlreiche Fragen nach der Autorschaft und Authentizität digitaler Kunstwerke nach sich und eröffnet neue Möglichkeiten für die Bewertung mechanisch reproduzierter Kunstwerke – so auch die Möglichkeit, dass das Programmieren (was in erster Linie ein kreativer Akt ist) mehr als nur eine Produktionsmethode (also ein Handwerk) wird, sondern den Autor als Code wiedergibt. Dies gäbe uns auch die Möglichkeit, den Cyborgismus in der realen Welt zu implementieren. Wer Auto-Illustrator benutzt, interagiert mit mir, dem Autor des Codes. Selbst wenn der Benutzer denkt, das endgültige Produkt sei von ihm erschaffen, so ist es doch in Zusammenarbeit mit mir entstanden.

Das Programm, das als Parodie auf den Adobe Illustrator präsentiert wird, imitiert gewisse Interface-Elemente, um die zunehmende Unangemessenheit moderner Software aufzuzeigen. Professionelle Softwareentwicklung beschäftigt sich mit Software für die Massen, nicht für die Profis. Die jüngste Version von Adobe Photoshop demonstriert diese Abwendung von der konzentrierten Professionalität hin zu einer extrem populistischen Automatisierung – Photoshop rendert jetzt all Ihre Webseiten- Schaltflächen für Sie! Hoffentlich werden in wenigen Jahren alle Webseiten den Spezifikationen von Adobes Grafik-Design entsprechen!

Als extreme Reaktion auf diese Tendenzen zwingt Auto-Illustrator den Anwender ganz bewusst dazu, einen leicht verschrobenen und dysfunktionalen Zugang zum Grafikdesign zu erleben. Jedesmal, wenn man das Programm auffordert, ein Oval zu zeichnen, versucht es ein psychotisches Gesicht darzustellen – und es zeichnet keine zwei Mal das gleiche Gesicht ...

Prozess vor Produkt?
Auto-Illustrator enthält eine Vielzahl von Werkzeugen und Hilfsmitteln, die es dem Anwender erlauben, verschiedene Arten der Erzeugung von Kunst zu erforschen. Es bietet einerseits alle Möglichkeiten des traditionellen visuellen Designs, daneben aber können die Anwender ihr eigenes Verhalten automatisieren und es immer wieder auf ihre eigenen Werke, aber auch die anderer anwenden. Die Menüs mit Einpassern, Transformatoren und Plug-Ins zeigen, dass es möglich ist, Fertigkeiten, die im grafischen Design gefragt sind, in einen Code zu gießen. Auf der praktischen Ebene erlaubt dies, gewisse visuelle Designs auf sehr einfache Weise zu generieren (durch die Automatisierung), und dennoch hinterfragen wir auf der philosophischen Ebene, wo denn die Fähigkeiten eines Grafikdesigners eigentlich liegen. Wäre es möglich, sich selbst rein als Code darzustellen und dann die eigenen Fähigkeiten als Applikation
zu implementieren?