ANERKENNUNG
zgodlocator
Albert Bleckmann, Herwig Weiser
Heavy Metal. zgodlocator als techno-visionäre Phänomenologie der Materie
Die Wüstenlandschaft besteht aus granulierter Computerhardware, die aus einem industriellen Recycling-Prozess entkoppelt ist. Elektronische Bauteile wie Leiterplatten, Steckverbindungen, integrierte Schaltkreise oder Halbleiter enthalten für die Industrie wertvolle Rohstoffe, die nicht nur Strom als Träger von Information leiten, sondern auch dem Strom des Kapitals zurückgegeben werden.
zgodlocator inszeniert granulierte Hardware als Wüste und damit die metallurgische Zirkulation elektronischer Informationsmedien in der industriellen Reproduktionsmaschine. Materie und Information, Reales und Symbolisches sind hier eben nicht trennbar, sondern bilden als Materie-Kraft-Relation eine tiefe, haptische Oberfläche.
Sound/Vision-Surfaces Der dynamischen Modulation von Hardware ist ein Verfahren aus der Sound-Synthese zu Grunde gelegt: granulare Komposition. Genau dies macht zgodlocator mit elektronischer Hardware selber. Computermedien sind „gesampelt“, insofern sie in kleinste Teile granuliert sind, die Resynthese dieser granularen Hardwareelemente geschieht über elektromagnetische Induktion in einer Oberflächenlandschaft. Über Steuerregler gibt der Betrachter und Zuhörer Midi-Signale für ein aktiv-passives Sound-Environment, die Steuersignale werden in elektromagnetische Muster übersetzt und erzeugen tiefe Oberflächen im Technogranulat.
Hardware-Live-Modeling Soft- und Hardware sind in zgodlocator umgekehrt gedacht. Nicht die Hardware macht spezifische Effekte im Sound, sondern der Sound als in elektromagnetische Felder übersetzter Code induziert und konfiguriert erst die Hardware.
In der elektromagnetischen Interaktion mit Elektronik zeigt sich, dass besonders diejenigen Techno-Granulate eine Tiefe bekommen, die speziell dem Computer als Bildmedium entnommen sind. Die Ablenkspulen von Kathodenstrahlröhren sind besonders sensitiv für elektromagnetische Induktion und erzeugen eine haptische und tiefe Oberflächenlandschaft.
zgodlocator impliziert damit eine bildtheoretische Aussage. Elektronische Bilder sind nämlich von Anfang an Effekte einer Oberfläche. zgodlocator ist sich dem Oberflächencharakter der elektronischen Bilder nicht nur bewußt, sondern geht bildtheoretisch darüber noch hinaus, insofern das Bild über Signale als haptische und tiefe Oberfläche angesteuert ist. Die Zeichen elektronischer Medien, die auf der Grundlage von Schaltungen gebildet sind, sind hier als Oberfläche in elektromagnetischen Codes modulierbar. Nicht die Bilder selbst, sondern deren technische Bedingungen als granulierte Schaltpläne werden durch Sounds synthetisiert. Die Synopsis der Elektronik in zgodlocator ist damit nicht mehr audiovisuell, sondern techno-visionär. (Axel Roch)
This text by Axel Roch is published by kind permission from Medienturm Graz (http://www.medienturm.at). First published in CAMERA AUSTRIA Nr. 75, Graz 2001.
With special thanks to: F. X. Randomitz (NI Reaktor-Input) Timothy Ingen-Housz, Harald Milchrahm Kunsthochschule für Medien, Köln http://www.native-instruments.de http://www.demel.com
|