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Prix2001
Prix 1987 - 2007

 
 
Veranstalter:
ORF Oberösterreich
 


ANERKENNUNG
Moving Illustrations of Machines
Jeremy Solterbeck


Ich betrachte Moving Illustrations of Machines als eine revisionistische Animation. Sie ignoriert alle Regeln, die für traditionelle Animation gelten – Farbe, hypernatürliche Bewegung und die Darstellung von vibrierendem Leben. Die einzigen Darsteller in dieser Animation sind Maschinen.

Ich begann die Arbeit an diesem Film als Reaktion auf die Klonung des Schafes Dolly – 1997. Ich wollte eine hybride Welt darstellen, in der sich die Grenze zwischen organischen Maschinen (wie Zellen) und ihren von Menschen geschaffenen Gegenstücken (wie Microchips) zu verwischen beginnt. In unser technologisches Bewusstsein hat sich eine Dualität eingeschlichen: die Idee, dass einerseits jeder komplexe Mechanismus, auch ein lebender wie eine Eizelle, als eine „Maschine“ beschrieben werden kann, und dass andererseits Mechanismen von extremer Komplexität, selbst wenn sie von Menschen geschaffen sind, an irgendeinem Punkt als „lebendig“ anzusehen sind. Die CPU Ihres handelsüblichen Rechners zuhause übertrifft viele Insekten hinsichtlich ihrer Fähigkeit zur Informationsverarbeitung. Aber bedeutet das, dass Microchips irgendwie „intelligenter“ oder „lebendiger“ sind als Insekten?

Ich habe dieses breitere Paradigma des Maschinenkonzepts auf eine Erzählung angewandt, die viele unserer emotionalen Wahrnehmungen hinsichtlich des Klonens berührt. In einem provokanten Tonfall beginnt der Film mit einem Statement des Wissenschaftlers und Unternehmers Richard Seed: Gott schuf den Menschen nach seinem Abbilde. Gott bestimmte den Menschen dazu, eins mit Gott zu werden. Wir werden eins mit Gott werden. Wir werden fast so viel Wissen und fast so viel Macht haben wie Gott. Das Klonen und die Reprogrammierung von DNA ist der erste ernsthafte Schritt, um mit Gott eins zu werden.

Mein Film führt diese Maschinenwelt in einer Serie von Bildern ein, die nur aus dem harmlosen Drehen und Funktionieren diverser Mechanismen besteht. Dieser Welt fehlt ein Gefühlt für Maßstab und Orientierung, sie ist surreal und mysteriös, aber sie ist auch schön. Die zweite Sequenz beginnt mit einem beunruhigenden Bild wurmähnlicher Maschinen. Sie erscheinen komplexer, aber immer noch metallisch und vom Menschen gemacht. Dann werden die Eizellen eingeführt, und der Rest dieser Sequenz schildert die Reise der Eizelle vom „Gezüchtetwerden“ über die Befruchtung durch die mechanischen Würmer bis hin zur Informationseingabe durch die Nadel eines unheimlichen Klon-Geräts. Nachdem die restlichen Eier eingegeben wurden, verschmelzen sie langsam, während die Musik sich steigert, und erscheinen am Ende als ununterscheidbare Masse, als organische Oberfläche, die die Akkumulation dieser veränderten organischen Maschinen ist.

Moving Illustrations of Machines möchte hinterfragen, was es heißt zu leben. Haben die Technologie und das Klonen die Definition des Wortes „Maschine“ verändert? Ist die menschliche Maschine offen für eine Revision durch die Menschheit selbst? Wenn unsere Technologie immer komplexer und unfassbarer wird, wird da die menschliche Eizelle ebenso für Veränderungen zur Verfügung stehen wie alle unsere mechanischen Gerätschaften? Moving Illustrations of Machines beantwortet diese Fragen nicht, es stellt sie nur und fordert den Betrachter auf, sich damit auseinanderzusetzen, jetzt, wo das Klonen und verwandte wissenschaftliche Unternehmungen in den Vordergrund unserer ethischen und moralischen Gewissensfragen rücken.