ANERKENNUNG
Rehearsal of Memory
Harwood
Harwood (GB) ist ein international tätiger Multimediakünstler und Mitbegründer von „The Working Press" und „Underground Press". Harwood wirkt oft bei internationalen Konferenzen über elektronische Kunst mit. Harwood arbeitet bei Artec mit Langzeitarbeitslosen.
Im Winter 1994/95 arbeitete Harwood mit einer Gruppe von Menschen vom Ashworth Maximum Security Hospital, um ein interaktives Programm herzustellen, das die Lebenserfahrung dieser Menschen beinhaltet. Die Haut der Teilnehmer wurde gescannt, um physische Spuren ihres Lebens, das von der Vorstellung der Unzurechnungsfähigkeit bestimmt ist, zu sammeln. Aus diesen Bildern wurde eine zusammengesetzte Person gebildet, durch die der User mit den bedeutendsten Erlebnissen aus dem Leben der beteiligten Menschen in Kontakt kommen kann.
Das Ashworth Mental Hospital ist zugleich Heimat und Gefängnis für die 650 Insassen, wovon siebzig Prozent unzurechnungsfähige „Verbrecher" sind. Diese Patienten wurden auf Anordnung britischer Gerichte in Ashworth Hospital aufgenommen oder von anderen Gefängnissen auf Empfehlung des Innenministers dorthin überstellt. Dreißig Prozent der Ashworth-Patienten haben jedoch kein Verbrechen begangen und wurden von Sozialämtern und Gesundheitsbehörden an das Krankenhaus verwiesen. Die durchschnittliche Dauer eines Aufenthalts in Ashworth beträgt acht Jahre, doch ein geringer Prozentsatz der Patienten wird den Rest seines Lebens in Ashworth verbringen.
In „Rehearsal of Memory" geht es um die Aufzeichnung des Lebens der Patienten-/Mitarbeitergruppe, es hält uns (d. h. der „normalen" Gesellschaft) einen Spiegel vor; es geht um den Gedächtnisverlust, der immer dann auftritt, wenn wir mit den Exzessen unserer Gesellschaft konfrontiert werden. Dieses Vergessen ist ein dunkler Schatten des Überflusses, für eine kleine Anzahl von Menschen wird es zum Alptraum, weil es den Nährboden für Fehlinformation und Angst vor Wahnsinn bildet.
„Rehearsal of Memory" stellt unsere Ideen in bezug auf Normalität in Frage und konfrontiert uns gleichzeitig mit einer sauberen, bequemen Maschine, die mit Dreck, dem Verbotenen und dem Wahnsinn gefüllt ist, deren Hygienebestrebungen mit dem Ausfluß dieser ausgeschlossenen menschlichen Beziehungen kontaminiert worden sind. Schon lange haben wir unsere Schmutzwäsche den Maschinen übergeben, während wir die Vorstellung eines weißen, emaillierten Äußeren aufrechterhalten haben. Nun ist die Zeit des Drecks gekommen.
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