ANERKENNUNG
Dialtones
Scott Gibbons, Joris Gruber
, Jörg Lehner
, Golan Levin
, Gunther Schmidl
, Erich Semlak
, Gregory Shakar
, Yasmin Sohrawardy
"Dialtones" ist eine groß angelegte Konzertperformance, deren gesamtes Klangspektrum ausschließlich aus den choreografierten Klingeltönen der Mobiltelefone der Zuschauer besteht. Da der exakte Standort und Klingelton jedes einzelnen Mobiltelefons im Publikum im Voraus bekannt ist, kann "Dialtones" mit einer breiten Palette nie da gewesener Klangphänomene und musikalisch interessanter Strukturen arbeiten. Darüber hinaus lenkt "Dialtones" unsere Aufmerksamkeit auf das bislang ungenutzte musikalische Potenzial dieses allgegenwärtigen modernen Gebrauchsgegenstands und kehrt damit unsere Auffassung von akustischer Intimsphäre, öffentlichem Raum, elektromagnetischer Etikette und der Beschaffenheit des uns alle verbindenden Kommunikationsnetzwerks um.
"Dialtones" wurde erstmals bei zwei aufeinanderfolgenden Konzerten im Linzer Brucknerhaus am 2. September 2001 als Koproduktion von Golan Levin und dem Ars Electronica Festival aufgeführt.
"Dialtones" beginnt mit einer kurzen Vorbereitungsphase vor der eigentlichen Performance, während der die Teilnehmer ihre Handy-Nummern bei einer Reihe sicherer Web-Kiosks registrieren. Im Gegenzug erhalten sie ihre Sitzplätze zugewiesen, und automatisch werden neue Klingeltöne in ihre Geräte geladen. Während des Konzerts selbst werden die Telefone der Zuschauer von einer kleinen Musikergruppe zum Leben erweckt. Es kommt zu einer Massenbespielung der Telefongeräte, die über ein eigens entworfenes visuell-musikalisches Softwareinstrument angewählt werden. Da das "Dialtones"-Computersystem die Position und Klänge aller Handies kennt, können die Performer räumlich gestreute Melodien und Akkorde sowie neuartige klangliche Phänomene erzeugen, die wie polyphone Wellen über die versammelte Menge hinwegrauschen. Diese musikalischen Strukturen werden außerdem über ein riesiges, mit den Schnittstellen der Performer verbundenes Projektionssystem visualisiert. Gegen Ende der halbstündigen Komposition steigert sich "Dialtones" zu einem atemberaubenden Crescendo, bei dem zuletzt fast zweihundert Handies gleichzeitig läuten. Wir hoffen, daß die Erfahrung mit "Dialtones" in der Lage ist, die Art und Weise, wie die Mitwirkenden den sie umgebenden zellulären Raum empfinden, zu verändern.
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