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Prix2002
Prix 1987 - 2007

 
 
Veranstalter:
ORF Oberösterreich
 


ANERKENNUNG
Streams
Stephan Wittwer


Elf Jahre nach „World of Strings“ lässt Stefan Wittwer seine zweite Solo-Einspielung „Streams“ folgen. Während „World of Strings“ eine Live-Aufnahme – oder wenn man so will, eine nackte Gitarren-Scheibe – war, präsentiert sich „Streams“ als vielschichtiges, komplexes, aber durchaus hörbares Texturgefüge. Es reflektiert Wittwers Arbeit mit Live-Elektronik, die zu einer überraschenden, aber absolut logischen Symbiose geführt hat. Was Gitarre ist und was digital verarbeitet wurde, was live gespielt und was später synthetisiert wurde – all das lässt sich nicht länger klar auseinanderhalten.
Jeder Track hat seine eigene Herkunfts- und Entwicklungsgeschichte. Allen gemeinsam ist jedoch, dass sie auf Aufnahmen einer E-Gitarre beruhen und häufig ungewöhnliche Spieltechniken, manuelle Gesten und mechanische Präparierung oder Installation einschließen. Bisweilen war weder Verstärker noch Lautsprecher beteiligt (sehr leise), manchmal gab es zahlreiche davon (sehr laut). In vielen Fällen waren in den Lauf des elektrischen Signals analoge Prozessoren eingeschaltet – Geräte für Ringmodulation, spannungsgesteuerte Filter, Valve-Distortion, dynamische Kompression, Resonanz und dergleichen.
Die Post-Produktion erfolgte digital, festplattengestützt, ähnlich einem virtuellen Studio, aber auch unter Verwendung von digitalen Nicht-Echtzeittools wie Spectral Mutation, Granularsynthese, Convolution, Modulationssysnthese, Wave-Shaping, und dazu etwas Real-Time-Action mit Plug-Ins der üblichen wie auch exotischer Sorte, dann wieder primitive „Stomp-Boxes“ im Signalweg, physisches Fader-Riding, Layering, Switching, Veränderung und Verschlechterung des zugrunde liegenden Klangmaterials … Es gibt Einiges an herausragendem Sequencing, aber auch häufige räumliche und/oder elektronische Rückkoppelungen. Meistens wurde die Linearität der ursprünglichen Improvisation in dem Prozess unberührt gelassen, die gestische Information schimmert durch oder ist sogar offensichtlich.
Jeder Track besteht nur aus dem Material der jeweils zugehörigen Aufnahmesituation (sei es Mikrofon, Line-In oder beides) – hier wird kein „gefundenes“ oder „konkretes“ Material beigemischt – alles war schon da, aber möglicherweise auf einem subliminalen Niveau versteckt.