Anfang April fand auf rhizome.org eine Debatte darüber statt, wie man mit Netz-Kunst Geld verdienen kann. Diese brachte mir eine Antwort auf die viel einfachere Frage, wie ich mit meiner Kunst Geld ausgeben kann (wer alles über das Geldausgeben weiß, sollte damit im Prinzip auch alles über das Geldverdienen wissen, schließlich gilt ja das Gesetz von der Erhaltung …). Ich beschloss, ein Happening im Web zu veranstalten, das aus einer Anzeigenkampagne mit Poesie auf Google AdWords bestand. Ich eröffnete also für fünf Dollar ein Konto und kaufte einige Schlüsselbegriffe. Für jedes dieser Schlüsselwörter kann man eine kleine Anzeige schreiben, wobei ich beschloss, statt der üblichen Anzeigen unsinnige oder witzige oder etwas provokative „Gedichtlein“ einzusetzen.

Ich begann mit dem Schlüsselbegriff „Symptom“. Die erste von mir geschriebene Anzeige lautete:

Words aren’t free anymore
bicornuate-bicervical uterus
one-eyed hemi-vagina
www.unbehagen.com

Nach dem Start der Kampagne konnte ich unmittelbar deren Ergebnisse sehen. Jedes Mal, wenn jemand das Suchwort "Symptom“ in Google eingab, erschien meine Anzeige in der oberen rechten Ecke der Ergebnisseite. Mein erstes befriedigendes Ergebnis war, dass jemand, der"Hemorroid Symptom“ in Google gesucht hatte, auf meiner Webseite landete, nachdem er die Anzeige angeklickt hatte. So beschloss ich, diese neue Welt zu erforschen und mehrere Kampagnen zu starten, die jeweils ein gezieltes poetisches Happening in einer neuen Form sein sollten.

Wie 12.000 Leute meine „Gedichte“ innerhalb 24 Stunden sahen und wie ich von Google zensiert wurde

Innerhalb von 24 Stunden startete ich die folgenden Kampagnen mit den Schlüsselbegriffen „symptom“, „dream“, „mary“ und „money“. Während der vierten Kampagne erhielt ich folgende E-Mails von Google:

„Wir glauben, dass der Inhalt Ihrer Anzeige den Inhalt Ihrer Website nicht korrekt widerspiegelt. Wir schlagen vor, Sie überarbeiten den Anzeigentext so, dass er die Art der von Ihnen angebotenen Produkte präzise darstellt. Dies verhilft Ihrer Kampagne zu mehr Effizienz und erhöht Ihre Umsetzungsrate. Außerdem empfehlen wir, Ihre spezifischen Schlüsselbegriffe in die erste Zeile Ihrer Anzeige einzubinden, denn das würde die User eher auf Ihre Website locken.“

Dann bekam ich eine automatisch erstellte Mail:

„Hallo. Ich bin der automatisierte Performance-Monitor von Google AdWords Select. Meine Aufgabe ist es, die durchschnittlichen Anklickraten so hoch wie möglich zu halten, damit die Benutzer sich darauf verlassen können, dass AdWords-Anzeigen ihnen helfen, Produkte und Dienstleistungen zu finden. Die letzten 1000 Page Impressions Ihrer Anzeige, die ich für Ihre Kampagne(n) eingeblendet habe, erhielten weniger als fünf Klicks. Wenn ich Ergebnisse wie dieses finde, reduziere ich die Einblendungsfrequenz für diese Anzeigen signifikant, damit Sie Änderungen zur Verbesserung der Leistung vornehmen können. Hochachtungsvoll, Ihr Google AdWords Automated Performance Monitor.“

Zuletzt wurden meine Anzeigen abgelehnt und meine Kampagnen suspendiert.