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Prix2004
Prix 1987 - 2007

 
 
Veranstalter:
Ars Electronica Linz & ORF Oberösterreich
 


ANERKENNUNG
Alert
Barbara Musil


So, wie man sich oft als Fremder unter die Einheimischen zu mischen versucht, mischt sich dieses Projekt unter die Erscheinungen des Alltagslebens am fremden Ort. Es schmuggelt sich ein und tut als würde es zur normalen Ausstattung der rumänischen Stadt Cluj gehören, wie das hier zum Beispiel die zu jeder Tages- und Nachtzeit hörbaren Alarmgeräusche verschiedenster Herkunft tun.

Dieses Alarmkonzert, das die ganze Stadtatmosphäre nachhaltig prägt, ist sowohl als abstrakter akustischer Eindruck als auch auf der Ebene seiner Bedeutung interessant.

Ist es um die Sicherheit von Personen und Eigentum wirklich so schlecht bestellt oder gibt es andere Faktoren, die für die häufige Benutzung solcher Schutzsysteme eine Rolle spielen?

Weshalb ist die akustische Qualität der Signale so hochgradig standardisiert, dass es zum einen schwierig ist, Polizei, Feuerwehr und Autoalarm auseinander zu halten, zum anderen ein derartiger Gewöhnungseffekt entsteht, dass die Warnungen eher ausgeblendet als besonders bemerkt werden?

Am Schnittpunkt dieser Kernfragen ist das Projekt angesiedelt.

Eine der charakteristischsten Qualitäten dieser Stadt, der für sie typische Soundteppich, wird beobachtet analysiert und verändert.

Über Zeitung und Mundpropaganda fanden sich zehn Clujer Autobesitzer, die Interesse zeigten, diese Manipulation zu realisieren. Eine neue Kollektion von individuellen Alarmanlagen wurde erstellt und nach Auswahl durch die Teilnehmer in ihre Autos eingebaut. Verschiedentlich wurden Vorschläge der Teilnehmer in die Kollektion aufgenommen.

In diesem Sinne wurde also der Dialog mit ganz unterschiedlichen Personen aus Cluj aufgenommen, um in Interaktion mit ihnen eine nachhaltige Veränderung der Stadt zu erreichen.

Im Detail wurde damit zum einen das Konzert von Cluj um zusätzliche Instrumente bereichert. Außerdem konnte dem scheinbaren Bedürfnis einiger Autobesitzer nach einer ihrer Individualität und ihrem Image entsprechenden Autoalarmanlage entgegengekommen werden. Eine weitere Intention des Projektes ist es, über die gezielte Auswahl auf die Situation Bezug nehmender Sounds die Kommunikation zwischen potenziellem Dieb und Autobesitzer zu verändern.

Nicht mehr anklagend plärrende Zweitonsirenen, sondern verschiedene andere Botschaften wenden sich an den Dieb:

„Desperado, why don’t you come to your senses?“
„Baby you can drive my car!“
„Die Augen des Herren sind überall …“ (Bibel)
„Schlechter Testbericht aus Autorevue
sind nur wenige Beispiele wie man die Motivation des Diebes verändern, ihn zum Schmunzeln oder zur Einkehr bringen könnte.

Auch nach Ende der Ausstellung in Cluj, in der die Kollektion und die Autobesitzer sowohl im Konzert als auch einzeln vorgestellt werden, ist die eigentliche Arbeit weiter in den Straßen von Cluj präsent.