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Prix2004
Prix 1987 - 2007

 
 
Veranstalter:
Ars Electronica Linz & ORF Oberösterreich
 


ANERKENNUNG
Nabanna
Nabanna


Change Initiatives entwickelt zusammen mit der UNESCO eine virtuelle Community für arme Frauen im indischen Bundesstaat Westbengalen. Dieser virtuellen Community namens Nabanna gehören 650 arme Frauen aus fünf Regionen des Staates an. Die Aufgabe von Change Initiatives ist der Aufbau eines Web-basierten Informationssystems in der Landessprache zur Thematisierung von Genderproblemen in diesen Regionen. Unseren Recherchen zufolge beeinträchtigt das Fehlen eines Mechanismus für den Informationsaustausch die Bewusstseinsbildung armer Frauen, mindert ihre Fähigkeit, sich zu mobilisieren und Ungerechtigkeiten zu bekämpfen.

Die Arbeit an Nabanna begann im Feber 2003 in fünf Regionen: Baduria, Arbelia, Rudrapur, Taragunia und Punda. Seit damals lernen die armen Frauen im Zuge ihrer Arbeit an dem Webportal, mit dem Computer umzugehen, IKT-Zentren einzurichten und Inhalte zu produzieren.

In unserer Arbeit verbinden wir eine breites Spektrum von IKT-Werkzeugen mit traditionellen Medien und versuchen, mit einer neuen Forschungsmethode Innovationsmöglichkeiten im Umgang mit Informationen zu erschließen. Zu unseren Interaktionsmedien gehören deshalb nicht nur ein speziell entwickelter Browser, sondern auch menschliche Interfaces, die es ungebildeten Frauen ermöglichen, Teil des elektronischen Netzwerks zu werden. Zur effizienteren Verbreitung der Inhalte publizieren wir darüber hinaus eine monatlich erscheinende Zeitung.

Ein physischer Raum für die virtuelle Community entsteht mit den fünf regionalen IKT-Zentren, in denen die Frauen eine Grundausbildung in Wissensmanagement erhalten. Die Zentren sind mit PCs, Druckern, Scannern und Internet ausgestattet. Der ausgiebige Einsatz von Laptops und Pocket PCs ermöglicht uns, auch die armen Frauen zu erreichen, die sich einen Besuch der IKT-Zentren nicht leisten können. Bei dem im Projekt verwendeten Browser handelt es sich um eNRICH, einer vom indischen Informatikzentrum und der UNESCO gemeinsam entwickelten Software. Da sie mit der Landessprache (Bangla) arbeitet, ist sie eine den Bedürfnissen und Umständen der Armen angepasste, Web-basierte Lösung für gemeinschaftliches Wissensmanagement.

Ein Schwerpunkt von Nabanna liegt in der Forschung. Wissenschaftler der London School of Economics und der Queensland University of Technology haben eine Methode der ethnografischen Handlungsforschung (EAR) entwickelt, um Formen des Informationsgebrauchs zu ergründen. Die Ethnografie hilft uns beim Verständnis lokaler Kulturen, die Handlungsforschung setzt durch ein neues Situationsverständnis neue Aktivitäten in Gang. Die inhaltliche Arbeit dreht sich hauptsächlich um Gesundheit, Fragen des Lebensunterhalts und der Bildung. Wir haben eine evolutionäre, dynamische Form der Inhaltsgenerierung entwickelt, indem wir den Kontext des Informationsgebrauchs analysieren und unsere Erkenntnisse laufend in die Generierung der Inhalte einbringen.

Nach einem Jahr intensiver teilnehmender Feldforschung, schrittweisen Capacity Buildings unter den vor Ort lebenden Frauen und allmählichen Aufbaus von Kommunikationssystemen und Informationsstrukturen ist die Gründung von Nabanna vollzogen. Die unmittelbaren Herausforderungen bestehen nun in der Entwicklung konkreter Informationsmodule, der Erprobung und Verbesserung von Mechanismen und Interfaces und der Gewinnung zusätzlicher Partner bei der Bereitstellung von Informationen, der Erschließung von Märkten und der Einbindung weiterer Innovationen.