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Prix2004
Prix 1987 - 2007

 
 
Veranstalter:
Ars Electronica Linz & ORF Oberösterreich
 


ANERKENNUNG
Isadora / Future of Memory Improvisation
Marc Coniglio, Dawn Stoppiello


Future of Memory ist ein abendfüllendes Werk, das Tanz, Theater und interaktive Medien verbindet, um zu erforschen, wie Erinnerungen geschaffen, gespeichert, romantisiert, unterdrückt und verklärt werden. Die Technologie in dieser Arbeit dient als Metapher für das Gedächtnis.

Unter Verwendung der Echtzeit-Videobearbeitungssoftware Isadora® werden Nahaufnahmen von Gesichtern oder Bewegungen von zwei Bühnenkameras aufgezeichnet und entweder über Delays zeitlich verschoben oder auf der Festplatte eines Rechners abgespeichert, um Augenblicke oder auch Minuten später abgerufen zu werden. Diese Bilder werden auf ein Bühnenbild projiziert, das aus 20 einzelnen Bildschirmen von jeweils ungefähr der Größe eines menschlichen Körpers besteht. Bisweilen erscheinen die Bilder in individuellen Fenstern, was den Aufführenden und den Bildern eine gleichwertige Präsenz verleiht. Dann wiederum dominiert ein großflächiges, über alle Fenster projiziertes Bild über die Mitwirkenden.

Aber selbst in diesem Fall ist das Bild nie ein Ganzes: Die Abstände zwischen den einzelnen Bildschirmen brechen das Bild und implizieren so das Nachlassen des Gedächtnisses. Die improvisierten Bewegungen der Tänzer steuern die Intensität der Visual Effects, die auf die aufgezeichneten Bilder angewendet werden, sowie die Abspielgeschwindigkeit dieser Video-Clips und die Erzeugung der Musikpartitur. Diese Verknüpfung wird erzielt, indem Isadora® auf „MidiDancer“ aufsetzt, ein Abtast-Kostüm, das Sensoren, einen Microcomputer und einen Funksender enthält und Daten über die Beugung der Glieder des Tänzers übermittelt. Die Gesamt-„Energie“ der Bewegung des Tänzers wird häufig eingesetzt, um Wiedergabegeschwindigkeit und Intensität der Effekte zu steuern, während der Beugungswinkel und die Geschwindigkeit der Bewegung der Glieder musikalische Phrasen auslöst und deren Klangfarbe steuert.

Während der gesamten Dauer der Aufführung von 65 Minuten gibt es jedoch auch Abschnitte, in denen keine Medien in Erscheinung treten. Stattdessen werden die Tänzer einzig von den Live-Musikern begleitet. Wir nähern uns dem Zusammenspiel von Bewegung, Theater und elektronischen Medien fast genauso, wie wir an die Schaffung eines jeden Tanzstücks herangehen würden: Bisweilen treten die einzelnen Mitwirkenden solo auf, dann tanzen sie im Duett oder kontrapunktisch, und manchmal sind sie auch nicht auf der Bühne. Dieses Anschwellen und Abebben zwischen dem organischen und dem elektronischen Teil ist eine grundlegende Strategie in unserem Ansatz.

Isadora® ist eine Software, die sowohl von mir als auch von vielen anderen Künstlern eingesetzt wird, etwa von der Wooster Group, von der amerikanischen Choreographin Bebe Miller, vom Komponisten Morton Subotnick und der Toneelgroup Amsterdam, um die Realisierung und Aufführung zahlreicher Tanz-, Musik-, Theater- und Installationsprojekte zu erleichtern.