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Prix2005
Prix 1987 - 2007

 
 
Veranstalter:
Ars Electronica Linz & ORF Oberösterreich
 


ANERKENNUNG
Tokyo City
Yusuke Koyanagi


Diverse Gestalten wandern unablässig von rechts nach links über den Bildschirm und senden SMS bzw. E-Mails von ihren Handys. Sie bewegen sich mit ihrem eigenen Tempo, egal, ob sie an Leuten vorbeikommen, die gerade rauchen, ob ein Unfall passiert oder eine Bombe explodiert. Diese computergrafische Animation ist eine boshafte Satire auf die heutige urbane Gesellschaft, die ohne ihre Medien nicht leben kann.

Tokyo City selbst entstand als Universitätsprojekt, bei dem als Thema „Tokio“ vorgegeben war. Ich bin selbst in Tokio geboren und aufgewachsen, und diese Arbeit reflektiert einerseits das im Alltag vorherrschende fehlende Bewusstsein für die Existenz anderer als Individuen, zum anderen die Kälte der Stadt, wie sie Auswärtige in Tokio empfinden.

Die Idee, diese SMS-Schreibenden zu verwenden, kam mir, als ich täglich mit der U-Bahn zur Schule pendelte und sah, wie jedermann – vom Geschäftsmann bis zum Schulmädchen – das Handy herausnahm und selbst im überfülltesten U-Bahn-Wagen SMS zu tippen begann. Im Film erscheinen diverse Leute – eine Büroangestellte, zwei Geschäftsleute, ein Otaku-Jugendlicher, vier Gymnasiastinnen, ein Haustyrann und ein engstirniger Mann mittleren Alters –, die sozusagen in verkleinertem Maßstab eine Nachschöpfung der vielen Menschentypen im ultraüberfüllten Tokio darstellen.

Insgesamt passieren fünf Ereignisse in der Geschichte – Umweltverschmutzung durch Müll, Wegwerfen von Zigarettenstummeln, ein Fahrraddiebstahl, ein Verkehrsunfall und ein Terrorüberfall. Die Hauptfiguren reagieren auf diese Vorfälle überhaupt nicht persönlich, aber ihre fast mechanische Lebensart wird dadurch unterstrichen, dass sie ihre Gefühle sofort per SMS weitergeben.

Ich habe eine spielerische Form verwendet, die einfach von rechts nach links abläuft, weil ich nur einen Monat zur Realisierung des Stückes hatte, aber so hat sich eine einfache Struktur ergeben, die es Leuten ermöglicht, das Konzept unmittelbar zu erfassen.