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Prix2006
Prix 1987 - 2007

 
 
Veranstalter:
Ars Electronica Linz & ORF Oberösterreich
 


GOLDENE NICA
The Messenger
Paul DeMarinis


The Messenger ist eine über das Internet gesteuerte Installation, die auf frühen Vorschlägen für einen elektrischen Telegrafen basiert, genauer gesagt auf jenen des katalanischen Wissenschaftlers Francesc Salvá. Sie untersucht die in der Technologie als Code eingeschlossenen Metaphern, vor allem verlorengegangene oder verwaiste Techniken, und versucht, diese zu ihren Anfängen zurückzuverfolgen, und wirft die Frage auf, wie solche Mechanismen Repositorien größerer unausgesprochener Konzepte und Träume sind. The Messenger untersucht einerseits anhand des Telegrafen die Beziehung zwischen Elektrizität und Demokratie und geht andererseits der Frage nach, wie Techniken der elektrischen Telekommunikation zu unserer Solidarität wie zu unserer Isolation, zu unserer Gleichheit wie unserer Unterdrückung, zum Reichtum unserer Erfahrungen wie zur Unsicherheit unseres Lebens beigetragen haben.

E-Mail-Nachrichten aus den ganzen Welt werden von einem Computer entgegengenommen und Buchstabe für Buchstabe über drei verspielte telegrafische Empfänger wiedergegeben: 26 im Kreis angeordnete sprechende Nachttöpfe geben die Einzelbuchstaben in 26 verschiedenen Stimmen wieder. Männer und Frauen, Schulkinder und Pensionisten folgen schlagartig dem Befehl „Gib Laut!“, sobald ihr jeweiliger Buchstabe aktiviert wird. Der etwas wässrige Klang der blechernen Töpfe verschafft jeder Stimme einen einzigartigen Hall und trennt sie dadurch von den anderen ebenso wie vom akustischen Raum der Galerie.

Ein anderer Empfänger wird von einer Gruppe von 26 tanzenden Skeletten gebildet. Jedes trägt einen kleinen Poncho, auf dem ein Buchstabe des Alphabets angebracht ist. Immer wenn ein einzelner Buchstabe einer Nachricht aktiviert wird, springt das zugehörige Skelett, was insgesamt eine „Danse macabre“ ergibt, wenn die E-Mail-Nachrichten vom Internet heruntergeladen werden.

Der dritte telegrafische Empfänger umfasst eine Reihe von 26 alten Glasbehältern, jeder gefüllt mit einem Elektrolyt und bestückt mit einem Paar Elektroden, von denen eine wie ein Buchstabe geformt ist. Die elektrischen Ströme lassen die Elektroden sich von metallischem Glanz zu mattem Schwarz verfärben und erzeugen gleichzeitig Wasserstoffblasen. An keiner Stelle besitzt das System einen Speicher oder irgendein Verständnis für die dargestellten Nachrichten. Wenn die Signale nicht beobachtet, mitgeschrieben und interpretiert werden, ist die Installation sozusagen die bedeutungslose Endstation für Nachrichten, die um die ganze Welt gereist sind und jetzt sterben und verweist auf die vielen verlorenen oder bedeutungslos gewordenen Nachrichten, die wir in unserem Alltagsleben so häufig erfahren.