ANERKENNUNG
Marionette
Jorge Isaac, Roderik de Man
In Über das Marionetten-Theater von 1810 führt Heinrich von Kleist durch seine Figur Herrn C. einen Diskurs über die unendliche Grazie unbelebter Objekte. Er sagt, dass die Marionette viel graziöser sei als ein menschlicher Tänzer, da sie nicht von der Notwendigkeit beeinträchtigt wird, den Boden zu berühren. Nur ein Gott oder vielleicht ein Tier wie ein Bär könnte der Grazie der unbelebten Materie nahekommen, während Menschen linkisch sind und vom Bewusstsein niedergedrückt werden. Dieser Kleistsche Essay lieferte das Konzept für Marionette.
Roderik de Man und Jorge Isaak bieten gemeinsam eine Darstellung dieses Konzepts in drei fortlaufenden Kapiteln:
Teil I für Sopranino zeigt die grotesken und verspielten Eigenschaften der Marionette. Teil II für Tenorflöte ist eine lyrische Reflexion über „die Grazie der unbelebten Materie“, und in Teil III übersetzt die Kontrabassflöte kontrollierte und unkontrollierte Bewegungen in eine chaotische Fantasie. Die Klänge der akustischen Instrumente sind auch Hauptquelle zur Bearbeitung durch Live-Elektronik. Das elektroakustische Ergebnis wird durch den Einsatz eines detaillierten Capture-/Transformationsprozesses des akustischen Ausgangsmaterials (Sopranino, Tenor- und Kontrabassflöte) erzielt.
Marionette ist ein Auftragswerk der Visisonor Foundation (NL) und wurde im November 2006 von Electroshock Records in Moskau verwirklicht.
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