ANERKENNUNG
public conVENience
Tabaimo
Öffentlichkeit: Soziologisch gesehen die breit gestreute, aber kollektive Ansammlung von Menschen, der ihre allgemeinen Meinungen aus indirekten Kommunikationsmitteln wie den Massenmedien bezieht. (Aus dem japanischen Wörterbuch Köjien)
Öffentliche Toiletten – jeder benutzt sie, doch schon der Klang des Wortes beschwört ein eigenartiges Bild herauf. Dieser höchst private Ort, bestehend aus Kojen, die voneinander nur durch dünne Wände getrennt sind, ist förmlich aufgeladen mit Befürchtungen, dass gleich etwas geschehen wird. Während wir uns für den völlig irrationalen Akt der Ausscheidung hierher begeben – euphemistisch: „ich muss mal“ –, sind die abgeschlossenen Räume tatsächlich für eine ganze Fülle von Aktivitäten geeignet.
Um an einem solchen Ort unsere Privatsphäre zu wahren, schützen wir Desinteresse an der Privatsphäre der anderen vor, auch wenn sich die Ereignisse im Spiegel klar und deutlich in unsere Retina einbrennen. Ich entdeckte gewisse Gemeinsamkeiten zwischen diesem Verhalten und meiner Einstellung bei der Benutzung des Internets. Ich weiß sehr genau, dass da etwas geschieht, und doch nehme ich, wenn ich in meinen 30-Zentimeter-Bildschirm glotze, die Rolle einer distanzierten Fremden an. Unzählige Hände bekritzeln jede Koje mit anonymen Botschaften wie bei Postings an ein unbestimmtes großes Publikum in einem Online-Forum.
Gallery Koyanagi, Tokyo http://www.gallerykoyanagi.com/index.html James Cohan Gallery, New York http://www.jamescohan.com/artists/tabaimo/
Portrait: Rieko Shiga, courtesy of Gallery Koyanagi and James Cohan Gallery
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