ANERKENNUNG
Deep Wounds
Brian Knep
Als Höhepunkt seines einjährigen Aufenthalts als Artist-in-Residence an der Harvard University wurde Brian Knep im Frühjahr 2006 beauftragt, ein Kunstprojekt zu entwickeln. Er wählte die Memorial Hall als Ort und verwendete den amerikanischen Bürgerkrieg als Metapher für unvollständiges Verheilen – und schuf Deep Wounds, eine ortsspezifische interaktive Installation über Erinnerung, Geschichte, Schmerz und Versöhnung. Die zwischen 1870 und 1879 erbaute Memorial Hall ehrt jene Absolventen von Harvard, die während des Bürgerkriegs im Kampf für die Union (den Norden) gestorben sind. Umgeben von wunderschönen farbigen Glasfenstern und einer kathedralenartigen Decke sind Name, Jahr des Abschlusses, Todestag und Datum der Schlacht eines jeden Einzelnen dieser Männer auf ewig in die Marmorwände eingeschrieben. Deep Wounds benutzte diesen Raum, um sich mit unvollendeter Heilung und Versöhnung zu beschäftigen: „Wunden haben eine fortdauernde Wirkung,“ sagt Knep, „die den Verlauf der Geschichte formen kann.“
Die Andeutung eines eingravierten Texts wird auf den blendend weißen Marmorboden projiziert. Während man darüber geht, wirft diese leuchtende Haut Blasen und öffnet sich, um Beschreibungen von Harvard-Absolventen freizugeben, die im Kampf für die Konföderation, den Süden, starben. Von jedem wird das Abschlussjahr, der Staat, das Todesdatum und das Datum der Schlacht auf den Boden projiziert. Statt eines Namens jedoch sieht man eine Beschreibung wie „Vater“ oder „Klassenkamerad“, die sich auf einen Angehörigen oder Mitschüler auf der Wand bezieht. Nach dieser Aufdeckung heilt die Haut zusammen und bedeckt die Namen wieder.
Supported by: Office for the Arts at Harvard University, Cambridge, MA, USA
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