ANERKENNUNG
Digit
Julien Maire
Digit ist eine Live-Performance und gleichzeitig als lebendiges Kunstwerk konzipiert. Ein Autor sitzt an einem Tisch und schreibt. Indem er einfach den Finger über das weiße Blatt gleiten lässt, erscheint unter seinem Zeigefinger maschinengeschriebener Text. Die Zuschauer können dem „Schreibenden“ sehr nahe kommen und den dem Finger folgenden Text lesen. Der Autor bleibt in seine Tätigkeit versunken.
Die Performance ist einfach, aber sehr verwirrend. Nichts scheint zwischen den Gedanken und das gedruckte Wort zu kommen. Es scheint irgendwo einen Kurzschluss zu geben: Weder Hardware noch Computer noch Display sind sichtbar, kein Geräusch ist zu hören, keine Projektion zu sehen. Der Betrachter kann uneingeschränkt einem in einer natürlichen Bewegung geschriebenen oder zeichnenden Text folgen.
Digit steht zwischen einem kinematografischen Prozess und dem Prozess des Schreibens. Der „Zauber“, der vom Erscheinen eines bewegten Bildes ausgeht, wird hier in ein anderes kinematisches Setup verwandelt. Digit erweitert das Konzept der Projektion und das Konzept eines Projekts, das in den Zwischenräumen zwischen Literatur und bewegtem Bild stattfindet und bezieht sich auf den surrealistischen Umgang mit Text des Zerschneidens und Neuordnens. Digit ist eine Art soft machine (William S. Burroughs). Im Gegensatz zu anderen Schreibarten, in denen Maschinen eine Rolle spielen, ist hier die menschliche Bewegung und Ausdruck in keiner Weise vorgegeben und kann in alle Richtungen gedruckt werden. Die Performance bietet eine Schnittstelle für den menschlichen Prozess zwischen dem Gedanken und dem gedruckten Wort.
Digit was developed in a residency in Berlin (supported by the Conseil Général de la Moselle) and in Villa Kujoyama, (AFAA) in Kyoto in 2005.
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