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Prix1999
Prix 1987 - 2007

 
 
Veranstalter:
ORF Oberösterreich
 


ANERKENNUNG
the ant moves / the black & yellow carcass / a little closer
Bernhard Günter


Um in eine Diskussion über das Konzept von The Ant Moves einzutreten, möchte ich zwei kurze Texte anführen: das Motto meines Labels „Thinking without words is the ultimate goal (Ohne Worte zu denken ist das Endziel)“, und den Signatur-Haiku meiner eigenen E-Mail:„elle fonderait / dans ma main / un peu de neige sale“.

Der erste Text drückt aus, daß ich mit meiner Musik eine „sprachfreie Zone“ schaffen möchte, indem ich nur nicht-referentielle Klänge verwende und den Einsatz von illustrativen Elementen ablehne. Diese Art non-verbaler, nicht-bezüglicher Reflexion charakterisiert auch meine Beziehung zum Klang, zu Malerei, Poesie und zur Kunst im allgemeinen. Ich glaube, mein Werk kann allen anderen menschlichen Wesen (potentiell) mitgeteilt werden – ohne auf Sprache zurückgreifen zu müssen –, da es ein Akt eines menschlichen Wesens ist.

Der zweite Text bezieht sich einerseits auf meine erste CD un peu de neige salie, andererseits auf einen Haiku von Basho („er würde schmelzen / in meiner Hand / ein wenig schmutziger Schnee“, wobei ich die französische Version vorziehe, weil da der Schnee weiblich ist). Der Text spielt an auf meine Vorliebe für das Kleine, Unspektakuläre, Strenge und darauf, daß meine Weltsicht stark vom Zen beeinflußt ist.

Diese Einstellung hat mich zu einer Kompositionsstrategie geführt, die auf dem Klang selbst beruht. Ich beginne mit Klangmaterial, das ich oft und sehr aufmerksam anhöre, um seine internen Qualitäten herauszufinden, seine Tendenzen und sein Potential, und diese werden dann durch digitale Verarbeitung verstärkt, um die Richtung zu unterstreichen, in die der Klang gehen zu wollen scheint. Ausgewählte Materialien werden dann in diversen Kombinationen zusammengestellt, die die Basis für die eigentliche Form der Komposition bilden. Diese Form bleibt bis zum letzten Augenblick flexibel und wächst wie ein Kristall. Was der Anfang war, kann gut auch zum Ende werden und umgekehrt. Bei diesem Prozeß ist die Stille ebenso wichtig wie der Klang – für mich ist sie einfach „die andere Seite“ des Klangs, so wie der Schatten zum Licht gehört – und beide vereinigen sich letztlich zum Ganzen.