ANERKENNUNG
Zoetrope
Joseph Hyde
Ich sehe meine Arbeit mit Video als natürliche Erweiterung meiner Arbeit mit Klang. Die Überschreitung der Grenze zwischen den beiden Bereichen (wenn denn überhaupt eine Grenze existiert) wurde durch die Technologie ermöglicht, die ich einsetze. Ich verwende computergestützte nicht-lineare Editing-Systeme für Video und Audio und habe festgestellt, dass man mit Video zum Beispiel in Adobe Premiere fast genauso umgehen kann wie mit Klängen in den Digidesign Pro-Tools. Diese Kompatibilität der Arbeitspraxis erlaubte mir, einen konzeptuellen Sprung zu machen und zu erkennen, dass ich die Techniken und die Ästhetik meiner kompositorischen Praxis – die zu weiten Teilen in der Arbeit mit Systemen wie Pro-Tools entstanden ist – ohne einschneidende Änderungen auch auf die Videoarbeit übertragen kann.
Ich mache daher im wahrsten Sinne des Wortes „Musik“ mit meinem Videomaterial, eine spezifische Form von Musik, die erkennbare Vorläufer in der elektroakustischen oder akusmatischen Arbeit hat. Beim Klang wie bei den Bildern verwende ich konkretes Material, bearbeite es teilweise sehr stark und füge es zu komplexen abstrakten audiovisuellen Formen zusammen, die weitgehend als auf einer Mikroebene gestisch anzusehen sind und gleichzeitig als erkennbare „musikalische“ Formen auf der Makroebene wirken. Obwohl es einige Parallelen zwischen meiner Arbeit und der modernen zeitgebundenen Videokunst gibt (Werke wie etwa Bill Violas The Passing und Deserts haben mich stark beeinflusst), so werden doch einige der gängigen Anliegen dieses Arbeitsfeldes fast übergangen, da ich so viel aus dem kritischen Vokabular der Klangkunst und Musik einsetze. Einen großen Teil der Inspiration bezieh ich aus dem frühen formal-abstrakten Film und aus der dort häufigen Anwendung von offensichtlichen „musikalischen“ Formen. Auch neuere Animationen, etwa von Bärbel Neubauer und Thomas Renoldner, haben mich beeinflusst.
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