GOLDENE NICA
Broken Heart
Joan Staveley
"Broken Heart" von Joan Staveley ist ein surrealistisch anmutender Computeranimationsfilm, in dem Gabeln - als Symbol für Waffen - Schmerz und Angst vermitteln.
Kultureller und religiöser Glaube leitet die Menschen durchs Leben. Und es scheint mir geradezu wie Ironie, daß dieselben kulturellen und religiösen Glaubensbegriffe Schuld tragen an einem Gutteil von Gewalt und Not auf der Welt. Krieg, Mord, Sklaverei, Hunger und Vergewaltigung sind einige jener Verbrechen an der Menschlichkeit, die meiner Meinung nach in der einen oder anderen Weise von kulturellem oder religiösem Glauben verursacht oder verschlimmert werden. Die Gegenüberstellung ausgewählten Kulturguts und religiöser Symbole sind das Vokabular meiner Werke. Durch meine Kunstwerke versuche ich zu einem tieferen Verständnis psychologischer Reaktionen auf interne oder externe Traumata zu gelangen.
"Broken Heart" durchquert das Terrain des Geistes, wenn es ein unmotiviertesTrauma erlebt, darauf reagiert und sich daran erinnert. Ich wähle Gabeln als "Waffen", weil diese kulturellen Objekte den "zivilisierten" Menschen symbolisieren. Und darüber hinaus sind Gabeln in Wirklichkeit sehr scharfe Instrumente, mit denen man - auf kulturelle Art und Weise - ins Fleisch sticht. Gabeln verkörpern die Ironie kultureller und religiöser Anschauungen als Elemente der Ernährung und der Gewalt. Wichtig war für mich, daß die Gabeln keinen Grund für ihren Angriff hatten. Die Konstrukte des Geistes, die Zimmer und die Halle in der Animation registrieren den ihnen von den Gabeln zugefügten Schmerz. Die Situation führt zum symbolischen Tod des Raumes, zum Tod der Unschuld. Westliche religiöse Elemente werden hier verwendet: Das Zimmer wird weiß und transparent wie ein Geist und entschwebt nach oben. "Broken Heart" endet mit einer Rückbesinnung auf das Terrain des Geistes, diesmal anders, dunkler und möglicherweise gefährlich.
Viele Inspirationen für meine Werke kommen aus der Poesie und der Literatur. Ich wurde von Dichtem wie William Blake ebenso beeinflußt wie von der deutschen Nachkriegsliteratur. Meine derzeitigen visuellen Arbeiten, darunter auch "Broken Heart", kommen aus Gedichten, die ich geschrieben habe. Ich empfinde auch "Broken Heart" tatsächlich wie ein visuelles Poem. Gedichte passen gut zur Computeranimation, weil sie vom Konzept her und visuell verdichtet sind. Ich greife auf meine Herkunft vom Tanz zurück, um die zeitlichen Elemente der Animation zu choreographieren.
Die Musik wurde nach der Fertigstellung der Animation zu "Broken Heart" komponiert. John Andrew Berton jr. schuf sie mit großem Einfühlungsvermögen für die in der Animation ausgedrückten Ideen. Er hat auch Auszüge aus meinem Gedicht "Fork against Porcelain" als Flüsterstimmen einbezogen.
In der Vermischung verschiedener elektronischer Medien sehe ich große Möglichkeiten, etwa in der Überlagerung von 3D-Graphiken überlive Video oder eingescannte Bilder. High-End-Computer haben länger für die Entwicklung solcher Misch-Optionen gebraucht als PCs. Ich hoffe, daß solch ein Trend in der Entwicklung der Hard- und Software weitergehtund daß die Künstler weiter bemüht sind, ihre Visionen unter Ausnutzung des verfügbaren Equipments voranzutreiben.
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