AUSZEICHNUNG
Kinoetic Evolution
Loren Carpenter
Im Projekt "Kinoetaic Evolution" von Loren Carpenter kann ein großes Publikum mit Hilfe von "Zauberstäben" auf einer riesigen Videoprojektionswand Ping-Pong spielen oder aus geometrischen Formen Muster gestalten.
Intention des Werks "Kinoetic Evolution" ist die Erforschung des kreativen Potentials einer aktivierten Gruppenintelligenz. Das Publikum saugt allzuoft nur passiv die Ideen anderer in sich auf. Ein weites Forschungsfeld sind daher die Fähigkeiten eines sich konzentrierenden, alles unter Kontrolle haltenden Publikums.
Wir beginnen dabei notwendigerweise mit ganz einfachen, lustbetonten Spielen wie Ping-Pong oder Flugsimulatoren, um die Teilnehmer auf die Arbeitsweise des Systems zu trainieren. Die Zielsetzungen werden dabei für das Publikum immer komplexer und lohnender und führen schließlich zum eigentlichen Zweck, nämlich schöne, bisher noch nie gesehene, organisch geometrische Formen zu generieren. Der kreative Prozeß geht dabei gemeinschaftlich und mit Hilfe eines Computers vonstatten, der aus alten Formen neue macht, und die Zuschauer die Formen auswählen, die sie gerne realisiert sehen möchten.
Dabei wird folgendermaßen vorgegangen: Dem Publikum werden einfache, geometrische Figuren gezeigt (Zylinder, Würfel, Kugel ... ). Jeder im Publikum bekommt vorher einen Zauberstab ("wand"), einen etwa 3 cm breiten und 20 cm langen Streifen aus Holz, Pappe oder Plastik, der an zwei gegenüberliegenden Seiten eines Endes mit reflektierender Folie beklebt ist, auf der einen Seite rot, auf der anderen Seite grün. Die Zuschauer halten ihren Zauberstab bequem in einer Hand, und zwar so, daß sich das reflektierende Ende etwa in Augenhöhe befindet. Die Video-Projektionswand liegt direkt vor ihnen, ihren eigenen Zauberstab sehen sie seitlich. Im Hintergrund sind eine oder mehrere Videokameras so aufgestellt, daß damit das ganze Publikum in deren Blickfeld liegt. Außerdem ist jeder Kamera ein Scheinwerfer zugeordnet, der der Kamera ein Bild aus den reflektierenden Punkten der bestrahlten Zauberstäbe liefert. Das Videosignal der Kamera wird jetzt in Echtzeit analysiert, um die Farbe eines jeden Reflektors festzustellen. Und diese Information steuert den Computer, der die Videobilder erstellt.
Mit den Zauberstäben wählt das Publikum jene zwei Formen aus, die es zu kombinieren wünscht. Den Einsatz der Zauberstäbe betreffend gibt es mehrere Möglichkeiten. Entweder wird ein Leuchtzeiger verwendet, und das Publikum kann seinen Favoriten auswählen, oder die Bilder werden der Reihe nach einzeln gezeigt, und es wird jeweils abgestimmt. Wenn einmal die beiden Ausgangsformen ausgewählt sind, erstellt der Computer sechs neue. Das geht ziemlich schnell, in etwas weniger als zwei Sekunden. Dann wählt das Publikum wieder zwei Formen aus, die miteinander kombiniert werden. Zumeist werden die Formen mit jeder Generation komplexer und bringen erstaunlich verschlungene organische Muster hervor.
Die Computerbestandteile des Systems bestehen aus einer Silicon Graphics Indigo und einem speziell konfigurierten Bildverarbeitungscomputer. Die Indigo erstellt das Videosignal, das dem Publikum zugespielt wird. Der Bildverarbeitungscomputer wertet die Videosignale der Kameras aus und übermittelt die Resultate an die Indigo.Die Indigo wird von einem Operator bedient, der die zu verarbeitenden Programme auswählt und das System betreut. Wenn das Publikum Hilfe braucht, kann der Operator jederzeit eingreifen.
Technischer Hintergrund
HW: SGI Indigo and Custom Image Processor
SW: Artist's Proprietary
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