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Prix1994
Prix 1987 - 2007

 
 
Veranstalter:
ORF Oberösterreich
 


GOLDENE NICA
A-Volve
Laurent Mignonneau, Christa Sommerer


Bei "A-Volve" von Christa Sommerer und Laurent Mignonneau kann der Besucher nicht nur ein künstliches Lebewesen kreieren; er kann auch versuchen, die quallenähnlichen Tiere im Wasserbecken zu fangen bzw. auch zwei Wesen miteinander zu verschmelzen.

Im interaktiven Echtzeit-Environment "A Volve" können Besucher virtuelle tierähnliche Kreaturen erzeugen, die in einem wassergefüllten Glasbecken schwimmen und mit den Besuchern interagieren.

Auf einem Touchscreen können die Besucher mit ihrem Finger oder einem Zeichenstift das Profil und den Umriß jeder beliebigen Form zeichnen. Diese zweidimensionalen Zeichnungen werden nun automatisch zusammengesetzt und in ein dreidimensionales künstliches Lebewesen umgewandelt, welches simultan im wassergefüllten Glasbecken schwimmt und auf die Reaktionen der Besucher wartet. Die Besucher können nun ihre Hände ins Wasser des Glasbeckens tauchen und versuchen, mit der Bewegung ihrer Hände im Wasser die künstlichen Tierchen anzulocken.

Diese werden jedoch alles tun, um den Handbewegungen der Besucher auszuweichen, damit sie nicht eingefangen werden; da die Form der künstlichen Tierchen wie bei einer dünnen, elastischen Haut sehr flexibel ist und sich sofort an die Umgebung anpassen kann, wird das Tierchen sein Aussehen ständig verändern und der Umwelt entsprechend reagieren: So kann das Tierchen zum Beispiel durch die Handbewegungen der Betrachter in die Enge getrieben werden, aber auch durch sie angelockt oder beruhigt werden. Es gilt also herauszufinden, wie die Tierchen reagieren und wie mit ihnen interagiert werden kann. Bis zu sechs Tierchen können gleichzeitig im Becken schwimmen und natürlich auch miteinander interagieren.

Die Individualität der künstlichen Tierchen manifestiert sich in erster Linie durch ihr Aussehen, ihr Verhalten wiederum konstituiert sich als Ausdruck ihrer Formen, d.h. das Verhalten und die Bewegung der Tierchen im Raum ist bestimmt durch ihre Form. Form ist somit als Anpassung an die Umgebung zu verstehen. Die Form an sich und die Art der Bewegung sind eng miteinander verbunden.

Wie bei einer Qualle können sich die Formen dieser fischähnlichen Lebewesen ständig verändern und an ihre Umgebung anpassen: Dies ist nur möglich durch ein neues System von Echtzeit-Neukalkulation, das einer steten Veränderung der Formen folgen kann. Diese flexiblen Algorithmen (programmiert von Laurent Mignonneau und Christa Sommerer) garantieren sehr lebensähnliche und natürliche Bewegungen, die gewisse Bezüge zu Schwimmbewegungen von Fischen oder Wasserlebewesen aufweisen.

Das Anliegen von "A-Volve" ist es jedoch nicht, Tiere oder Tierbewegungen zu imitieren, sondern einen Pool von künstlichen Lebewesen zu erzeugen, die ihre Eigenständigkeit besitzen, jedoch auf ihre Umgebung reagieren können. Das künstlerische Konzept hinter der Installation "A-Volve" liegt in erster Linie im Interesse an der Schaffung natürlich-künstlicher Systeme, die auf ihre Umgebung reagieren und offen für die Interaktion mit den Besuchern sind.

Ein Hauptaspekt der Arbeit ist das Einbeziehen der Individualität der Betrachter, die ihre individuellen Entscheidungen an die künstlichen Lebewesen weitergeben und damit deren künstliche Individualität mitbestimmen. Aus der engen Kombination von Realität und künstlicher Realität entsteht ein komplexes System von künstlichem Leben, das sich im Pool "A-Volve" manifestiert.

Das künstliche Lebensbiotop "A-Volve" kann sich auch selbst fortpflanzen: Gelingt es zum Beispiel einem der Besucher, zwei Tierchen mit seinen beiden Händen in die Enge zu treiben und sehr nahe aneinanderzubringen, werden diese ihren genetischen Code austauschen und ein neues Lebewesen gebären: Dieses neue Lebewesen ist somit eine Kombination seiner Elternteile, die ihr Aussehen an ihren Nachfolger weitergeben. Die Möglichkeit zur Reproduktion und Fortpflanzung soll somit den Formenetat im Pool "A-Volve" auffrischen, indem es Neukombinationen des Erbmaterials ermöglicht.

Ein Kamera- und Sensoriksystem zeichnet die Handbewegungen der Besucher im Wasser auf und leitet sie an das Interfaceprogramm weiter. Diese Daten geben den Tierchen nun die Information, wo sich die Hand der Besucher befindet; damit können die Tierchen nun in Echtzeit auf die Hände der Besucher reagieren, mit ihnen spielen, sie vermeiden oder aber auch sich anlocken lassen.

Fünf bis zehn Besucher können gleichzeitig am Pool "A-Volve" partizipieren: jeweils eine Person kann am Zeichenmonitor wieder ein neues Lebewesen kreieren, welches dann ebenfalls im Wasser des Pools schwimmt. Letztlich werden die Besucher also auch über die Tierchen miteinander interagieren, indem sie versuchen, das Verhalten der Tierchen zu beeinflussen und deren Aussehen mitzubestimmen.

"A-Volve" ist somit also als ein Pool von künstlichen Lebewesen, die ihrer Umwelt gegenüber offen sind und mit dem natürlichen und künstlichen Environment interagieren, zu verstehen.

Technischer Hintergrund
HW: SGI Onyx Reality Engine
SW: A-Volve by the Authors