www.aec.at  
 
 
 

Back to:
vorherige Seite

Prix1996
Prix 1987 - 2007

 
 
Veranstalter:
ORF Oberösterreich
 


AUSZEICHNUNG
Motion Phone
Scott Sona Snibbe


"Motion Phone" von Scott Sona Snibbe ist ein Werk für zwei Teilnehmer, das ein neues Medium für persönliche Gespräche in nicht-verbaler Form bietet.

"The Motion Phone" ist ein Experiment in reiner visueller Kommunikation. Es ist ein Versuch, die Sprache der abstrakten Kommunikation einem breiteren Publikum zugänglich zu machen, und zwar dadurch, daß die spontanen menschlichen Gesten in all ihren Nuancen eingefangen werden. Das Programm wurde vom abstrakten Film inspiriert und verwendet dessen Sprache der zweidimensionalen animierten Formen und Farben. Die Qualität der Arbeit, die mit diesem Werkzeug geschaffen wird, ist auffallend menschlich - und unterscheidet sich dadurch stark vom Großteil der heutigen Computerkunst und Animationsprogramme.

"The Motion Phone" ist ein Programm, das auf einer graphischen Workstation läuft. Bei der ersten Annäherung präsentiert das Programm Farb- und Formpaletten und eine breite, leere Leinwand. Wenn der Benutzer auf diese Leinwand zeichnet, werden die Geschwindigkeit und die Stelle der Markierungen in eine digitale Animationsschleife eingetragen. Wenn der Benutzer auf die Tastatur oder auf ein Graphiktablett drückt, kann er Form, Größe und Farbe der Markierungen gleichzeitig verändern. Wenn er weiterzeichnet, werden die neuen Markierungen derselben Animationsschleife hinzugefügt, wodurch er sequentiell vielschichtige Form- und Farbrhythmen auftragen kann.

Selbst die unerfahrensten Benutzer können innerhalb nur weniger Minuten eine originelle und visuell faszinierende Animation erzeugen. Sobald sie erkennen, welche Verbindung zwischen ihren Handbewegungen und den Bewegungen am Bildschirm bestehen, lernen sie schnell, die Feinheiten ihrer Bewegungen auszusteuern. Der Benutzer erzeugt eine reich animierte Komposition, indem er auf die früheren visuellen Themen aufbaut und die vorhergehenden Bewegungen in komplexen Rhythmen kombiniert. Menschen sind von der Schönheit ihrer natürlichen Bewegungen erstaunt, wenn sie sie über einen Zeitraum gesamplet und nicht nur, wie gewohnt, als einen Ausschnitt der Wirklichkeit sehen.

Die Inspiration für die zweidimensionale Sprache des "Motion Phone" stammt aus der Geschichte des abstrakten Films. In den 20er Jahren versuchten einige europäische Filmemacher, die neue abstrakte Sprache der Malerei auf die Animation zu übertragen. Unter diesen ersten Pionieren waren Oskar Fishinger, Walter Ruttman und Hans Richter. Sie schufen Filme, die auf den abstrakten Sprachen, die Kandinsky, Klee und andere entwickelten, aufbauten und diese erweiterten. Indem sie den abstrakten Formen ein zeitliches Element hinzufügten, glaubten sie, "visuelle Musik" erzeugen zu können. Die in ihren Filmen entwickelten zeitlichen Strukturen waren oft unmittelbar visuell analog zu bestehenden musikalischen Strukturen, wurden aber durch Form und Farbe statt durch Klang und Rhythmus zum Ausdruck gebracht. Über Jahre hinweg wurden diese Filme sehr sorgfältig konstruiert, indem aufeinanderfolgende Zeichnungen geschaffen und auf den Film fotographiert wurden. Diesem Prozeß fehlte gezwungenermaßen ein wesentliches Element der Musik - die Spontanität einer Live-Performance.

Benutzer des "Motion Phone" können auch über Netzwerk zusammenarbeiten, um Animationen auf einer gemeinsamen Ebene zu erzeugen. Jeder einzelne Beteiligte kann in dieser gemeinsamen Welt beliebig ein- und auszoomen.


Durch diese Möglichkeit können Improvisationen und visuelle Gespräche an vielen Stellen und in verschiedenem Maße gleichzeitig stattfinden. Man kann sich hinauszoomen und einen Blick von den Wolken herab auf die Komplexität der vielen verschiedenen Animationen werfen, oder aber sich hineinzoomen in einen scheinbar isolierten Punkt und dort einen komplexen abstrakten Tanz entdecken.