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Prix1998
Prix 1987 - 2007

 
 
Veranstalter:
ORF Oberösterreich
 


AUSZEICHNUNG
Plasm: not a crime
Peter Broadwell, Rob Myers


In "Plasm: not a crime" verliehen Peter Braodwell und Rob Myers ihrer Überzeugung, daß Geheimnisse zu haben kein Verbrechen ist, auf künstlerischem Wege Ausdruc.k







Früher haben die meisten Interaktionen zwischen Menschen von Angesicht zu Angesicht stattgefunden. Und wenn zwei Menschen etwas vertraulich halten wollten, konnten sie in ein Feld fernab aller lauschenden Ohren wandern und sich sicher fühlen.

Die moderne Gesellschaft hat viele Technologien entwickelt, die eine Herausforderung für diese traditionellen Formen der Kommunikation bedeuten. Einige dieser Technologien bemühen sich, diese Vertraulichkeit wie in alten Zeiten zu bewahren.

Unglücklicherweise hat die Regierung der USA beschlossen, daß leistungsfähige Verschlüsselungstechniken eine Bedrohung ihrer Macht darstellen und deswegen überwacht werden müssen - sie möchte in der Lage sein, jeder Kommunikation heimlich zuhören zu können und auch zu verstehen, was sie da hört. Wir halten das für falsch!

Plasm: not a crime ist der künstlerische Ausdruck unserer Überzeugung, daß Geheimnisse zu haben kein Verbrechen ist. Die Arbeit wurde durch eine relativ neue Publikation von Ron Rivest inspiriert, in der er einen technischen Weg aufzeigt, Kommunikation ohne Verschlüsselung zu sichern. Wir verwenden seine Chaffing and Winnowing-Technik (etwa "die Spreu vom Weizen trennen"), um eine für jedermann zugängliche Form zu finden, sensible oder intime Kommunikation aufrechtzuerhalten.

Die Methode besteht darin, den Kommunikationsinhalt in kleine, bedeutungslose Teile zu zersplittern. Diese Stückchen werden dann mit einem geheimen Schlüssel versehen und mit einer kryptographisch sicheren "Häckslerfunktion" verarbeitet.

Wir verwenden die ebenfalls erst kürzlich von Ross Anderson und Eli Biham entwickelte Tiger-Häckslerfunktion. Die Ergebnisse der Häckselfunktion werden zusammen mit den ursprünglichen unverschlüsselten Daten in einen Datenpool eingefügt, der ständig durch alle Stationen des Stückes kreist. Je mehr Mitteilungen in den Datenpool einfließen, desto schwieriger wird es festzustellen, welche Datenteile denn nun zur eigentlichen Mitteilung gehören - sofern man nicht den Schlüssel dazu hat.

Mit dem Schlüssel kann man die Signatur auf allen Teilen überprüfen und nur jene Teile aussuchen, die passen.

Wir haben diesen Prozeß unter Verwendung von Virtual Reality Modelling Language (VRML) visualisiert. Dank VRML können wir das herumwirbelnde Gemenge ebenso flüssig zeigen wie die rekonstruierten Bilder und das Gefühl der Bewegung im gesamten Stück aufrechterhalten. In einer Ausstellungssituation werden die einzelnen Schlüssel generiert und dienen nicht nur zum Öffnen der Nachrichten, sondern werden selbst zu einem Teil des Informationsaustausches.

Wir hoffen, dies durch Ausdruck unserer "geheimen" Schlüssel auf leicht zu zeigenden Formularen zu erleichtern und die Besucher anzuregen, diese offen zu tragen, sie mit Mitbesuchern der Ausstellung zu tauschen usw.

Wir haben die eingebaute Video-Capture-Funktion der SGI O2 verwendet, um die Schlüssel zu erkennen, sie in eine von der Tiger-Häckselmaschine verwendbare Form zu konvertieren und so den zuvor eingegebenen Inhalt wieder auszulesen. Dieser Inhalt kann alles sein, was gescannt werden kann.

Wir werden eine Anzahl von provokanten Bildern verwenden, die aus Büchern stammen, die im Lauf ihrer Geschichte ins Kreuzfeuer der Diskussion um die Redefreiheit gekommen sind. Um diese Software laufen zu lassen, benötigen wir vier SGI O2-Maschinen, die über eine 100base-T-Netzwerkverkabelung miteinander verknüpft sind. Sie können beieinander stehen, wenn es die Sicherheit erfordert, können aber auch über die verschiedenen Ausstellungsorte verteilt werden.

Wie bei jedem Computer-Display benötigen wir 20 Ampere Leistung bei jeder Station, und die Beleuchtung sollte nicht zu hell sein. Eine rechtliche Frage ist noch ungeklärt, nämlich ob wir diese Software überhaupt ohne Exportlizenz nach Österreich bringen dürfen.

Wir bemühen uns, eine Ausnahmegenehmigung für künstlerische Zwecke zu erhalten, aber wir können nichts garantieren. Unsere Arbeit ist in gewissem Sinne selbstreflektierend, weil wir damit genau die hier anzuwendenden gesetzlichen Bestimmungen kommentieren, aber die Strafandrohung für ein nationales Schwerverbrechen zwingt uns, vorsichtig vorzugehen.



Referenz


Plasm: not a crime: http://www.plasm.com/not.a.crime/

Chaffing and Winnowing/Confidentialiy Without Encryption: http://theory.lcs.mit.edu/~t/chaffing.txt

Tiger: A Fast New Hash Function: http://www.cs.technion.ac.il/~biham/reports/tiger