www.aec.at  
 
 
 
 

Howard Rheingold beim CODE-Symposium
Fragen zur Zukunft der Kommunikationstechnologie und der Medien werden im Zentrum des Vortrags von Howard Rheingold stehen – Fragen der Macht und der Freiheit – am Montag, 8. September, 10:30.

Howard Rheingold (USA) ist eine der profiliertesten Theoretiker, wenn es um die sozialen Implikationen von Technologie geht. In den letzten 20 Jahren hat er über neue Trends in Computeranwendungen und Kommunikation geschrieben. Er war einer der Gründer von HotWired, war Herausgeber von The Whole Earth Review, Chefredakteur von The Millennium Whole Earth Catalog und Online-Host für "The Well". Er hat etliche Bücher veröffentlicht, u. a. Virtuelle Gemeinschaften, Virtuelle Welten und Tools for Thought. Er lebt in Mill Valley, Kalifornien.

"Die brennendsten Fragen zur Zukunft der Kommunikationstechnologie und der Medien sind mehr denn je Fragen der Macht und der Freiheit:

- Wer hat die Freiheit zur Innovation? Unternehmer oder Arbeitnehmer?

- Bleiben die Käufer von Werkzeugen und Know-how aktive Anwender der Technik, die die Medien ganz ihren Bedürfnissen anpassen und entsprechend weiterentwickeln, oder werden wir zu passiven Konsumenten degradiert, die lediglich die jeweilige Marke aus dem Angebot einer kleinen Gruppe von Anbietern wählen dürfen?

- Werden die mobilen Kommunikationsmedien und der allgegenwärtige Computer ganzen Bevölkerungsgruppen kollektives Handeln ermöglichen, oder wird ein solches kollektives Handeln durch Gesetze und Code erstickt, kanalisiert und genau bemessen?

Die Freiheit des Erfindens und des Einsatzes von Medien zur Organisation kollektiven Handelns steht auf dem Spiel. Es ist ungewiss, ob man uns diese Freiheiten weiterhin lässt. Und selbst wenn genug Menschen in der Lage sind zu verstehen, sich zu organisieren und zu handeln, so ist der Gewinn dieser Freiheit kein Freifahrtschein in eine rosige Zukunft des technisch unterstützten kollektiven Handelns. Ich habe mein 2003 erschienenes Buch Smart Mobs betitelt, weil nicht jede Gruppierung, die Medien zur Organisation kollektiven Handelns verwendet, sozial nutzbringende Ziele vor Augen hat. Überbefähigte Gruppen von Menschen können ihre Macht dem kollektiven Handeln demokratischer oder faschistischer Kräfte zur Verfügung stellen. Die Druckerpresse machte Wissenschaft, Medizin und Verfassungen erst möglich, doch die Technik, die potenziell Bildung für die gesamte Bevölkerung versprach, konnte böse Absichten, Gewalt und Ungerechtigkeit nicht eliminieren. In der Tat gestattet die Technik gleichermaßen die Produktion von Maschinengewehren und Antibiotika. Somit stellt sich letztendlich im Hinblick auf die Kontrolle über die Codes des kollektiven Handelns die Frage, ob einige wenige oder viele die Möglichkeiten weltweiter Medien klüger nützen würden."
(Exzerpt aus dem Katalogtext zur Ars Electronica 2003)


21.8.2003
Ingrid Fischer-Schreiber

© Ars Electronica Linz GmbH, info@aec.at