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Roman Verostko beim CODE-Symposium
Roman Verostko (USA) ist einer der ersten Künstler, der selbst programmierte Prozesse zur Entwicklung von Kunstformen verwenden. In seinen Plotter-Arbeiten konzentriert er sich auf kodierte Zeichenprozesse. Roman Verostko (geb. 1929) ist Künstler und Historiker. In den frühen 80er Jahren begann er nach 30 Jahren als Maler, algorithmische Zeichnungen mit einem Stiftplotter auszuführen. Heute umfasst sein Studio eine Netzwerk von zehn Plottern, die unter einer von ihm geschriebenen Software laufen. 1987 kreierte er die ersten Software-gesteuerten "Pinselmalereien", für die er chinesische Malpinsel auf seinem Stiftplotter montierte. In seiner Arbeit integriert er digitale Prozeduren mit traditionellen Kunstansätzen. "Im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts waren viele Künstler von der formengenerierenden Macht von Algorithmen fasziniert. Diese codierten Prozeduren unterscheiden sich von traditionellen künstlerischen Vorgehensweisen. Wie sollen wir diese Prozesse benennen? Das war eine Frage, die meine Frau Alice und ich uns im Jahr 1986 stellten. Dabei entdeckten wir, dass wir immer und wieder auf Ähnlichkeiten zwischen biologischen Prozessen und kodierten Prozeduren stießen. Wir einigten uns auf den Terminus "epigenetisch", und das war der Ausgangspunkt für meinen Artikel Epigenetic Art aus dem Jahr 1988 (der 1990 in Leonardo veröffentlicht wurde). Epigenese meint den Prozess, durch den eine ausgewachsene Pflanze oder ein Phänotypus aus einem Samen oder Genotypus wächst. So enthält eine Eichel den Genotypus oder Code, der die gesamte, für das Wachsen einer Eiche benötigte Information enthält. Im geeigneten Umfeld kann daraus ein voll entwickelter Baum entstehen. Dieser Wachstumsprozess wird 'Epigenes' genannt. Analog zum Genotypus enthalten meine Programme oder Codes die gesamte zum Entstehen einer Kunstform benötigte Information. Unter den richtigen Bedingungen im Atelier wächst die Software buchstäblich vom kodierten Ablauf zur Kunstform. Ähnlich der biologischen Epigenese kann dieser Prozess als 'epigenetisch' gesehen werden. Natürlich könnte jeder kodierte Ablauf, der alle für das Entstehen einer Kunstform benötigten Informationen enthält, als 'epigenetisch' bezeichnet werden. Der seit kurzem geläufigere Begriff dafür ist 'generative Kunst'. Seit mehr als einem viertel Jahrhundert generiert epigenetische Kunst die Ikonen unseres Informationszeitalters. Man könnte diese Ikonen als Diagramme oder visuelle Entsprechungen der kodierten Abläufe sehen, durch die sie entstanden sind. Der bezeichnende Charakter jeder fertigen Arbeit leitet sich vom 'formgebenden Ablauf' oder 'Algorithmus' ab, der als Genotypus fungiert. Daher könnte man auch sagen, dass das Endprodukt eine Epiphanie oder Manifestierung seines Erzeugers, des Codes, darstellt. Für mich ist jede Arbeit der feierliche Ausdruck ihres Codes, besonders der wiederholten Programme, die ihre Eigenart ausmachen. Dabei ist zu beachten, dass derartige Abläufe viel mit Prozessen gemein haben, die mit Kristallisierung und Genetik in Verbindung stehen. Dadurch werden sie Ikonen, die die geheimnisvolle Natur des menschlichen Wesens, der Erde und des Kosmos widerspiegeln." (Roman Verostko) | ||||||||||
22.8.2003 Ingrid Fischer-Schreiber |
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