|
Marcus Schmickler in der Digital-Musics-Jury
Sie haben Komposition studiert. Wie wurde dadurch Ihr Zugang zu Musik insgesamt geprägt? Würden Sie ohne akademische eine andere Musik machen? Marcus Schmickler: Durch das Studium wurde nicht der Zugang geprägt. Das Studium erweiterte meine Toolbox. Die Entscheidung, an die Kölner Hochschule zu wollen, fiel spontan und in einem skurrilen Moment, als mein Interesse für die Resultate zeitgenössischer Komponisten bereits geweckt war. Wurde dann aber irgendwann bestätigt. Durch das Studium ist es einfacher, mit "konventionell" ausgebildeten Musikern zu kommunizieren. Sie haben eine Reihe von Arbeiten unter dem Namen "Pluramon" veröffentlicht. Pluramon ist der Name einer Figur Stockhausens "Hymnen". Warum diese Referenz an Stockhausen? Marcus Schmickler: Mein bescheidener Beitrag zum Thema Negation (durch positive Affirmation). Rettung der Hymnen vor dem Kitsch. Ihre Musik wird manchmal auch als E-Computermusik bezeichnet. Was halten Sie davon? Wo ordnen Sie sich selbst ein (oder auch nicht)? Marcus Schmickler: Ist mir egal, solange man meinen Namen richtig schreibt. Letzten Endes bemüht man sich, sein eigenes Referenzsystem zu entwickeln, das sich nur bedingt an Hand einer einzelnen Arbeit entschlüsselt. Versuche, in möglichst vielen Schubladen zu finden zu sein, um meine eigene zu haben. Als vorläufige Einordnung im Plattenladen neben Techno, Deephouse, Drill & Bass brauchbar, schnell aber zu grob. Dann eher "zeitgenössische elektronische Musik" (bitte nicht verwechseln mit "Electronica"!) Sie sind das erste Mal in der Jury des Prix Ars Electronica. Was erwarten Sie sich davon? Welche Kriterien muss eine Digital-Musics-Arbeit erfüllen, damit Sie ihr eine Goldene Nica verleihen würden? Marcus Schmickler: Enttäuschung einiger Kollegen, Faustkämpfe innerhalb der Jury. Versuchen, es trotzdem besser zu machen. Kriterien: Eigenartigkeit bei technisch und ästhetisch zeitgemäßem Niveau. Vermeidung der Verortbarkeit in Schubladen. Vermeidung der Wiederholung durch Unkenntnis. Konsequenz und Komplexität in Ausführung und -legbarkeit. Aufbruch in unbekanntes Terrain. Über- und Unterschreitung der hierin gesetzten Maßstäbe. Klarheit und Selbstbezug. | ||||||||||
|
||||||||||
© Ars Electronica Linz GmbH, info@aec.at |