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Festival Ars Electronica 2006: SIMPLICITY - the art of complexity
Zunehmend komplizierte Abläufe und Zusammenhänge bestimmen das Leben des Einzelnen. Gleichzeitig wächst in uns das Bedürfnis nach Eigenbestimmung und Übersicht. Ars Electronica 2006 widmet sich den Herausforderungen einer Epoche scheinbar allgegenwärtiger komplexer Systeme.
Linz, 21.4.2006 (Ars Electronica). Kaum jemand begreift mehr die mannigfaltigen computerbasierten Abläufe, die uns in allen Bereichen des Lebens begleiten: ein Phänomen, das für uns als Individuen unweigerlich mit dem Verlust von Kontrolle einhergeht. Denn ob Elektronikfehler im Auto oder Absturz des PCs – das jeweilige Problem bleibt uns meist rätselhaft und kann schon aus diesem Grund nicht mehr von uns selbst gelöst werden. Gleichzeitig wächst der Aufwand, mit dem wir uns in immer kürzeren Zyklen auf neue Computerprogramme und neue Generationen von Geräten einstellen müssen.
Werkzeuge, die ursprünglich dazu gedacht waren, unser Leben zu vereinfachen, scheinen genau das Gegenteil zu bewirken. Und während sich die Menschen in den industrialisierten Gesellschaften von der Informationsflut zunehmend bedrängt fühlen, bleibt einem Großteil der Menschheit in den nicht-industrialisierten Ländern der Zugang zur Informationstechnologie gänzlich verwehrt.
„Die Herausforderung der Zukunft wird darin bestehen, Komplexität für alle durchschaubar und nutzbar zu gestalten. Positive Simplicity wirkt im Sinne von intelligenten Strategien, Technologien einfach zugänglich, handhabbar und besser einschätzbar zu machen“, so Gerfried Stocker, der Geschäftsführer der Ars Electronica. „Dabei geht es einerseits um Technologiekompetenz, vor allem aber auch um die soziale Kompetenz des Einzelnen, die uns befähigt, eigenständig über den Einsatz von Technologien zu entscheiden“, stellt Christine Schöpf fest; gemeinsam mit Gerfried Stocker ist sie für die künstlerische Leitung der Ars Electronica verantwortlich.
Ars Electronica hat es sich also zur Aufgabe gemacht, sich mit den Herausforderungen einer komplexen Welt auseinanderzusetzen. Wie können wir deren Chancen optimal nutzen? Wie kann man die Bedienbarkeit von Computerprogrammen verbessern und wie müssen sie gestaltet sein, damit der Einzelne ihre Auswirkungen besser einschätzen kann? Welche Eigenschaften müsste Hardware haben, damit allen Menschen der Zugang zur Informationsgesellschaft offen steht? Und welche Rolle spielt die Kunst in ihren Funktionen als Avantgarde und Experimentierfeld inmitten der steigenden Flut von Informationen, Optionen und permanenten Veränderungen?
Das Themensymposium des Festival Ars Electronica 2006 wird von John Maeda kuratiert. John Maeda ist Graphik-Designer von Weltruf, visual artist, Forscher am renommierten MIT [= Massachusetts Institute of Technology] Media Lab und „Simplicity“- Vordenker im digitalen Zeitalter.
Zugang, Übersicht, Verantwortung
Zentrales Thema von Simplicity ist die intuitive Bedienbarkeit von Software, die uns den Umgang mit einer stets komplexer werdenden Welt erst ermöglicht. Das Design von Suchmaschinen zeigt das Potential von Lösungen auf, die dem Nutzer denkbar einfach erscheinen. Suchmaschinen bestehen aus hochkomplexen Systemen unterschiedlichster Algorithmen, die in Sekundenbruchteilen Milliarden von Websites durchsuchen. Trotz dieser ungeheuren Komplexität erscheint uns die Recherche im Internet als die selbstverständlichste Sache der Welt.
Die Verfügbarkeit adäquater Hardware für die Menschen in den weniger entwickelten Teilen der Welt ist von zentraler Bedeutung. Der Großteil der Menschheit fällt doch im Zugang zum demokratischen Gut „Information“ immer weiter zurück. Gründe dafür sind oft höchst handgreiflicher Natur. Ein Standard-Rechner benötigt einfach Rahmenbedingungen, die bei 40 Grad im Schatten oder in einem Sandsturm oder bei ständigem Ausfall der Stromversorgung nicht mehr gegeben sind. Kostengünstige Systeme, die robust konstruiert und auf wenige lebenswichtige Aufgaben konzentriert sind, könnten hier Abhilfe schaffen. Simplicity zeigt lösungsorientierte Alternativen zum zwanghaften Wettrüsten von Chip-Taktraten und Gigabytes auf.
Simplicity als Philosophie der Zukunft muss mehr leisten, als bloß Vorgänge bedienerfreundlich zu automatisieren. Simplicity der Zukunft ist demokratisch im Zugang, einfach in der Bedienung und umfassend in der Information des Nutzers zu Funktionsweise und Risikopotential. Darüber hinaus bietet Simplicity zahlreiche Perspektiven für eine ökologischere, überschaubarere und gerechtere Welt.
Ars Electronica 2006 Eine Serie von Vorträgen, Diskussionen und Künstlergesprächen in unterschiedlichen Formaten wird vom 31. August bis 5. September die Auseinandersetzung mit dem Festivalthema bestimmen. KünstlerInnen, Software-DesignerInnen und WissenschaftlerInnen erörtern Strategien, Theorien und Lösungen für den Umgang mit Komplexität. Ausstellungen, Konzerte und Performances bilden weitere Schwerpunkte des Programms unter dem Titel „Simplicity – the art of complexity“.
Rückfragehinweis:
Mag. Wolfgang Bednarzek MAS Pressesprecher Ars Electronica
AEC Ars Electronica Center Linz Museumsgesellschaft mbH Hauptstraße 2, A - 4040 Linz, Austria
Tel ++43.732.7272-38 Fax ++43.732.7272-638 wolfgang.bednarzek@aec.at
http://www.aec.at/press
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