Manfred Kage hat in seinem Institut für wissenschaftliche
Fotografie und Kinematografie in Weißenstein ein neues Gerät zur
Umsetzung von Klängen in Bilder entwickelt. Das Audioskop arbeitet nach
einem ähnlichen Prinzip wie der Eidophor-Farbfernsehprojektor. Auf den
Erkenntnissen der Cladny'schen Klangfiguren beruhend (Cladny hat eine
Glasplatte mit Pulver oder Flüssigkeit mit einem Geigenbogen zum Schwingen
angeregt) wird eine hauchdünne Kunststoffmembran mit einer wasserklaren
Flüssigkeit (inerte Flourchemikalie) durch 2 Lautsprecher erregt. Die
dadurch in der Flüssigkeit entstehenden Wellenmuster (negative Cladny'sche
Klangfiguren) werden durch eine Farbschlierenoptik auf eine Mattscheibe mittels
einer Xenonlampe als Lichtquelle projeziert. Die tiefen und die mittleren
Töne erzeugen als Bildäquivalent grobe und feinere Raster, die hohen
Töne schwirrende Feldstrukturen, die in kräftigen, frei
wählbaren Farbkontrasten wiedergegeben werden. Da die Bildgenerierung der
Wellenmuster im Audioskop außerordentlich sensibel und spontan erfolgt,
muß ein Dynamik-Kompressor zwischengeschaltet werden, um Sprache oder
Gesang der menschlichen Stimme, Musikdarbietungen - live oder als Konserve -
oder die Klänge eines Synthesizers in Klangfigurenbilder umzusetzen.
Besonders eindrucksvoll ist es jedoch, den "auto-korrelativen
KommunikationsProzeß" zu erleben. Das heißt, der Musizierende
spielt improvisierend frei, rückgekoppelt mit dem Audioskop und
läßt sich von den Bildvorgängen beeinflußen, Tonfolgen zu
erzeugen, die ihm momentan besonders optisch attraktiv erscheinen, wie wir vor
Jahren anläßlich eines unvergeßlichen Nachtkonzertes mit Chris
Hinze erleben konnten.
Auf
der Funkausstellung 1965 in Stuttgart wurde das erste Modell dieses
Gerätes auf Anregung der Fa. Braun gebaut und auf deren Messestand
gezeigt.
Danach
war das Audioskop in der Eingangshalle der "photokina" in Köln
1966 als 10 Ouadratmeter messende Großprojektion und 1970 auf der
Weltausstellung im deutschen Pavillon in Osaka zu sehen. Seither wurde das
Audioskop häufig auf Funkaustellungen oder in Multi-Media-Konzerten
eingesetzt.
Die
Entwicklung einer Heim-Version in doppelter Fernsehapparatgröße des
inzwischen in der BRD, England und USA patentierten Gerätes für den
extravaganten Liebhaber von Stereo-Anlagen wurde längst abgeschlossen,
liegt jedoch wie viele interessante Ideen in einer Schublade auf Schloß
Weißenstein.