1. Kommen Sie zum zentralen Musikereignis in den Donaupark beim
Brucknerhaus!
Bruckners Sinfonie Nr. 8 als neues Hörerlebnis in einer gewaltigen
multiquadrophonischen Open-air-Wiedergabe!
2. Wollen Sie aktiv die Bruckner-Sinfonie elektronisch verändern?
Das können Sie an den peripheren Klangstationen: Pöstlingberg,
Freinberg, Auhofgelände, Hummelhofpark.
3. Machen Sie Linz zur Klangstadt!
Schalten Sie am 18. September um 20.05 Uhr Ihr Radiogerät auf OR, und
stellen Sie Ihr Gerät in das geöffnete Fenster!
Im Rahmen des Internationalen Brucknerfestes 1979 wird es zur
Eröffnung der von der Linzer Veranstaltungsgesellschaft und dem
ORF-Landesstudio Oberösterreich veranstalteten ARS ELECTRONICA in Linz zu
einem großdimensionierten Musikereignis kommen: die 200.000 Einwohner
zählende Industriestadt Linz soll am Abend des 18. September durch die
LINZER KLANGWOLKE, mit einem gewaltigen "Bruckner Open-air" mit der
8. Sinfonie von Anton Bruckner, zur Klangstadt werden.
Die Konsumierung von Musik in eng umrissenen räumlichen Dimensionen und
der daraus resultierende Verlust an wichtigen Hörerlebnissen wie
Tonentfernung, Tonort und Schallrichtung veranlaßten den Münchner
Komponisten und Leiter der Experimentierbühne der Bayerischen Staatsoper
München, Walter Haupt, 1973 zu den Experimenten "Musik für eine
Landschaft" und 1978 "Klangwolke über Münchens
Innenstadt". Die sehr erfolgreiche Realisierung dieser beiden
Klang-Environments regten die LIVA und den ORF dazu an, Haupt mit der
Ausführung der Idee LINZER KLANGWOLKE zu beauftragen.
Um dieses neuartige Hörerlebnis zu ermöglichen, ist ein enormer
technischer Aufwand an Lautsprechern und elektroakustischen Apparaturen
notwendig, womit der Versuch unternommen wird, Linz in ein sinfonisches
Bruckner-Klangenvironment zu hüllen.
Für die diesjährige "ars electronica" wird eine konsequente
elektronische Wiedergabe der 8. Sinfonie von Anton Bruckner realisiert, die
sich auf drei Ebenen vollzieht:
1. Zentrales Multiquadrophonisches Musikereignis
Die zentrale musikalische Veranstaltung findet am Donauufer zwischen der
Eisenbahn- und Nibelungenbrücke statt: über 4 voneinander getrennte
Lautsprechergruppen wird, mit einer Gesamtleistung von etwa 20.000 Watt, das
Klangbild auf ein Zentrum (Brucknerhaus) ausgestrahlt. Die 4
Lautsprechergruppen sind so aufgeteilt: 1. Station Eisenbahnbrücke linkes
Donauufer, 2. Station Eisenbahnbrücke rechtes Donauufer, 3. Station
Nibelungenbrücke linkes Donauufer, 4. Station Nibelungenbrücke
rechtes Donauufer. Der "Open-air-Konzertsaal" für die Sinfonie
umfaßt ein Gebiet von 1,5 km2. Die Zuhörer bewegen sich in diesem
Bereich wie von einem riesigen Orchester eingekreist. Im Zentrum (Brucknerhaus)
erleben sie den pluralistischen Gesamteindruck. Das Klangbild verändert
sich für das Publikum, das auf keinen festen Standpunkt fixiert sein
sollte, durch ständige Annäherung und Entfernung zum Zentrum und den
solitären Lautsprechergruppen, was den Eindruck von permanenten
Verzögerungen, Echowirkungen und dynamisch-akustischen Veränderungen
vermittelt.
Darüber hinaus ist ein über der Musikszene schwebender Ballon
vorgesehen, der den Ereignisort optisch markiert - 3farbige Laserstrahlen
projizieren auf diesen Markierungspunkt am nächtlichen Himmel von Linz ein
effektvolles Lichtmobile.
2. Peripheres Musikereignis
An vier peripheren, über die Stadt verteilten Klangstationen hat das
Publikum aktiv die Möglichkeit mittels Vocoder, Digital-Reverberation,
Equalizer, Harmonizer, Computer, Synthesizer und Delay-Geräten das vom ORF
ausgestrahlte Klangbild der 8. Sinfonie von Bruckner elektronisch zu
verändern und aufzusplittern.
3. Radiophoner Teil
Die sich ständig verändernden Höreindrucke, wie sie der
wandelnde Besucher an der zentralen Klangstation wahrnimmt, sollen auch dem
Rundfunkhörer vermittelt werden. Dieses fluktuierende Hörbild wird
durch das Abschreiten der verschiedenen Lautsprechergruppen mittels einer Kette
von Kunstkopf-Einrichtungen vom ORF-Studio Oberösterreich aufgenommen, das
Klangresultat an den Radioempfänger weitergeleitet.
Dieses spezielle Aufnahmeverfahren, welches in einer derartigen
Größenproportion bisher noch nie praktiziert wurde, vermittelt via
Kopfhörer dem Radiohörer eine optimale räumliche Wiedergabe des
akustischen Geschehens.
Eine weitere Möglichkeit ist die aktive Einbeziehung der Linzer Radiohörer in das Musikgeschehen: alle Interessierten werden an diesem Tage aufgefordert, ihre Radiogeräte, bzw. die Lautsprecher der Stereo-Empfänger, in die geöffneten Fenster der Wohnungen und Häuser zu stellen. Die Radiogeräte in den Fenstern von Linz sollen am 18. September, 20.00 Uhr auf OR (lokal) 95. 195 MHz, eingestellt werden. Ö3 sendet live eine Aktionsreportage von der LINZER KLANGWOLKE. Die Sinfonie sollte in allen Straßen von Linz abgestrahlt werden - Resultat ist eine Stadt voll Musik: Linz ist Klangstadt! Mit dem sinfonischen Bruckner Open-air LINZER KLANGWOLKE tritt eine musikalische Darbietung aus dem geschlossenen Raum des Konzertsaales heraus. Das musikalische Ereignis bleibt nicht auf den elitären Konzertsaalbesucher beschränkt, sondern es werden neue Hör- und Klangerlebnisse für die Bevölkerung der Stadt Linz erschlossen. Alle Linzer können nicht nur die Bruckner-Sinfonie im Freien hören, sondern gleichzeitig auch aktiv einen Beitrag leisten, indem sie die bereits genannten Vorschläge mit ihren Radiogeräten an diesem Abend in der Zeit von 20.05 - 22.00 Uhr (in Ö-Regional Oberösterreich auf 95.195 MHz und Ö3 auf 88.8 MHz) realisieren und aus der Industriestadt Linz eine Klangstadt machen.