AUFBAU DES STÜCKES
Alle Geräusche gehen direkt aus dem Körper hervor oder werden von den
Körpern der Darsteller gesteuert. Die Veränderung der Lage, vom
Kippen der Scheibe auf der der Darsteller liegt, verursacht, und die Bewegungen
des Darstellers haben direkt Einfluß auf den Ton.
,,Aorta" dauert 3600 Herzschläge.
Der erste Teil läßt in verschiedenen Phasen den Blutkreislauf an
mehreren Stellen des Körpers hören, beginnend mit dem ruhigen
Zurückströmen des Blutes durch die Venen (Adern), dann zur pumpenden
Gewalt in die Arterien (Schlagadern) übergehend.
Dieser Teil endet mit einer Eskalation, in der der Herzpuls gleichzeitig
als Triggersteuerung fungiert und in der zugleich der Herzschlag des zweiten
Darstellers, des Technikers, in das Stück einbezogen wird.
Der zweite Teil ist ein langsames Wiederaufleben. Die Metamorphose. Die Atmung
führt uns schließlich zu Purcells ,,Music for a While". Die
Scheibe hat jetzt eine ganze Drehung vollendet und ist in ihre Anfangstellung
zurückgekehrt. Die physische Gewalt innerhalb des menschlichen
Körpers, die in unserer Vorstellung wirklich fühlbar wird, ist dem
Wesen nach der elementarste Ausdruck der menschlichen Emotion und handelt
letztendlich von Leben und Tod.
TECHNIK
Um die Wiedergabe der geringen Frequenz zu ermöglichen, ist eine spezielle
Apparatur entwickelt worden; Stethoskope mit Kondensatormikrophonen und
speziell entworfene Baßreflexboxen und earthquake Boxen. Ein derartiges
Stethoskop registriert die Atmung. Um den Blutstrom hörbar zu machen, wird
medizinische Apparatur benutzt: der Doppler ultrasound flowmeter. Mit dieser
Apparatur werden Ultraschallwellen ausgesandt und verglichen mit den von den
sich bewegenden Blutzellen zurückgeworfenen Wellen, die durch
piezoelektrisches Kristall aufgefangen werden.
Fur die Triggersteuerung wird eine photoelektrische Zelle, die die
Lichtdurchlässigkeit der Blutgefäße mißt, benutzt.
ENTWICKLUNG DES PROJEKTS
,,Aorta" ist der erste Teil einer Serie von Aufführungen. ,,Eine
Reise durch den Körper." Die zwei folgenden Aufführungen handeln
vom Funktionieren des Gehirns - der Zerebra - und der Sprache der
Gehörlosen. Die drei Teile werden schließlich in einem Zyklus dem
Publikum vorgeführt. Die Untersuchung begann 1983 mit Rhythmusexperimenten
unregelmäßiger Herzschläge von Patienten mit Herzkrankheiten.
Nach dieser ersten Phase wurde das Hör- und Sichtbarmachen des
menschlichen Herzschlags in den Mittelpunkt gerückt.