Das Antwortband wird zum Frageband, eine Frage zeugt eine andere Frage.
Verlegenheitsantworten, Stammeln, Atmen, Schweigen.
Und das vier Tage lang, von 8 bis 2 Uhr.
Wobei jedes neue Band mit der Frage beginnt: "Warum lassen Sie's nicht
einfach läuten?" Aus den Bändern wird ein Hörstück
montiert und ein Text mit dem Titel: "Hier ist eine Frage bitte antworten
Sie mit einer Frage jetzt".
Die Telefoninstallation macht das Antwortband zum Akteur, Auslöser von Fragen, die sich weitertreiben, solange es keine Antwort gibt. Antworten gibt's ja genug, Fragloses, Bitten, Forderungen, Geständnisse.
Die Telefoninstallation läßt die Angerufenen, Anrufer, mit ihren Fragen allein. Fragen verbinden. Ohne Vermittlung, kein Interviewer schaltet sich ein, kein Beschwichtiger, Beichtvater, Moderator. Die Telefoninstallation erzeugt ein Originaltonstück ohne Autor, ein Hörspiel von und für jede Stimme.
Abgeschrieben vom Band, ergibt das Fragespiel ein Buch ohne Autor, ohne Ende und Anfang. Ein Satz gibt den nächsten, jeder Satz verlangt nach einem weiteren Satz, jede Frage nach einer Frage und nicht nach der Antwort.
Die Antwort heißt Tod.
Solange nur gefragt wird, geht das Leben weiter, immer andere Leben. "Die Hoffnung liegt im Wissen, sagte Reb Mendel. Wissen ist Fragen".
(Edmond Jabès, Das Buch der Fragen)