Ein Violinkonzert über Violinkonzerte, wofür Jon Rose ein neues, interaktives Ultra-Sound-System bei Steim in Amsterdam entwickelte. Dieses System beinhaltet einen elektronischen Geigenbogen, der natürlich weit mehr kann als ein gewöhnlicher Geigenbogen.
Eine Rekonstruktion des letzten Violinkonzertes von Dr. Johannes
Rosenberg.
Geschichte als Vehikel für Kommunikation - und Musik ist Geschichte.
MUSIK (19)
Jede
Violine hat ein Verbindungsglied, deshalb muß dieses Verbindungselement
der letzten Violine in der Liste irgendeine nächste spezifizieren. Wir
werden zu diesem Zweck eine "fiktive" Geige verwenden und sie
"Fred" nennen: Die letzte Geige der Liste zeigt auf Fred und Fred
zeigt auf sich selbst. Dazu haben wir eine weitere fiktive Geige am anderen
Ende der Liste, sie heißt "Bert" und zeigt auf die erste
Violine der Liste. Die beiden fiktiven Violinen manipulieren die
Verbingungsglieder und zeigen auf alle anderen Violinen, die hier im Link-Modus
zusammengehängt sind. Wer aus der Reihe tanzt, wird von Bert und Fred
sofort identifziert.
MUSIK (7)
Nehmen wir an, eine Anzahl von N-Violinen will Massenselbstmord begehen und hat
sich zu diesem Zweck im Kreis aufgestellt. Die jeweils M-te Violine scheidet
aus, die anderen rücken zusammen. Das Problem liegt nun darin,
festzustellen, welche Violine als letzte sterben wird, oder allgemeiner, die
Reihenfolge festzustellen, in der die Violinen sterben. Bei beispielsweise N=9
Violinen und M=5 (also jeder fünften, die stirbt), fallen die Violinen in
folgender Reihenfolge aus: 5, 1, 7, 4, 3, 6, 8, 2, 8.
MUSIK (7,20)
Eine Vielzahl von Algorithmen basiert auf dem Prinzip, rekursiv eine
große Violine in mehrere kleine zu zerlegen und dadurch die Lösungen
der "Subviolinen" zur Lösung des Hauptproblems zu bekommen. Die
Laufzeit solcher Algorithmen wird durch Größe und Zahl der Violinen
und den Geruch der Verwesung bestimmt. Alle Arten von Musik können auf
diese Art zerlegt werden.
LINE OF SIGHT
Seit dem Beginn des Relative Violin-Projektes habe ich mit Bögen experimentiert - verschiedene Haltungen, alternative Formen, simultanes Spiel zweier oder dreier Instrumente. Zugleich habe ich durch die elektrische Verstärkung des Bogens die natürlichen Haargeräusche hörbar gemacht und so "Phasing"-Effekte erzeugt, wenn der Bogen vom Frosch zur Spitze wechselt. In neuerer Zeit habe ich auf den Bogen eine Saite montiert. Im Verband mit rhythmischen Kerben, die in das Holz des Bogens geschnitten sind, hat dies den Bogen zu einem selbständigen Musikinstrument werden lassen, das natürlich - von einem weiteren Bogen gespielt wird. Bogentechnik ist nichts desto weniger so alt wie die Jagd auf Tiere.
Die neuere Digitaltechnik stellt den aktiven, wirklichen Musiker vor einige Probleme. Ein Athlet läuft lieber auf seiner Bahn, als daß er einen Knopf drückt und sich das Ganze als Videoaufzeichnung anschaut. Der Mangel an Körperlichkeit ist eines der ständigen Probleme elektroakustischer Musik. So war es für mich von großer Wichtigkeit, in jedes digitale Musiksystem ein Moment körperlicher Anstrengung - räumlicher Bewegung-einzubauen.
Im letzten Jahr hatte ich Gelegenheit, im Steim-Studio in Amsterdam zu arbeiten. Einige Experimente wurden angestelltund die Aufführung hier verwendet den Prototyp des Systems, das dort in kurzer Zeit entwickelt worden war. Ein an der Bogenspitze befestigter Sensor überträgt seine Signale zu einem in der Nähe aufgestellten Empfänger-Sensor. Die "Sichtlinie" zwischen den beiden Sensoren wird gemessen und in eine MIDI Information umgeformt. Änderungen der Entfernung, der Raumgröße, der Reflektionen u.ä. wirken auf diese Konfigurationen. Die Information, die dieses System liefert, ist spezifisch für den jeweiligen Aufführungsort - jedes Mal muß man sich entweder von neuem mit vedraut machen oder mit ihm wie in einer Improvisationssituation arbeiten.